Hamburger Stolpersteine

Stolpersteine

Na endlich einmal eine Hamburg-Seite, die nicht nach sinnloser Geldverschwendung aussieht und nur zum Angeben da ist. Kürzlich stieß ich auf die Seite Stolpersteine in Hamburg. Eine gute Seite. Unaufdringlich und sehr informativ. Eine Seite, die bei genauerem Leser an die Nieren geht.

Auf der Seite finden sich Hinweise zu über 2000 Schicksalen von Hamburgern, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft „abgeholt“ und zum großen Teil ermordet wurden. Seit 2002 findet man – wenn man weiß, wo man zu suchen hat – überall in Hamburg kleine 10x10x10-Betonklötze, die alle auf der Oberfläche eine Messingplatte mit einem Namen und noch anderen Angaben zur Person haben. Die Steine erinnern an die Opfer der Nazis (meistens, so ich gelesen habe, Juden) und sind vor den Häusern in den Boden eingelassen, in denen die armen Menschen zuletzt gelebt oder gearbeitet haben.

Geschichtswerkstätten und andere Initiativen haben die Opferdaten zusammengetragen und bieten so uns, die wir weit weg von diesem Schrecken leben können, Einblicke in die Schicksale der Opfer. Teilweise konnten Kurzbiografien zu diesen Menschen geschrieben werden. Somit sind es nicht nur Namen und Jahreszahlen. Man bekommt auf der Seite oft ein Bild der Person und ihres Leidenswegs aufgezeigt.

Als Ottensener habe ich natürlich einmal geschaut, was für Stolpersteine man in Altona finden kann. Die Suche nach Gedenksteinen lässt sich u.a. nach Bezirken sortieren. Dabei bin ich an der Geschichte von Dr. Ernst Jacobson hängen geblieben. Eigentlich nur, weil ich die Straße kenne. Dr. Jacobson war praktischer Arzt und Kinderarzt mit einer Praxis Bei der Friedenseiche 6. Hier findet man auch drei Stolpersteine: einen für ihn, einen für seine Frau und einen für eine seiner beiden Töchter.

Es ist schrecklich zu lesen, wieso diese Familie ausgelöscht wurde. Was mich an der Kurzbiografie von Dr. Jacobson noch verstörte, war dieser Satz:

Der Lornsenplatz stand im Zentrum nationalsozialistischer Aktivitäten in Altona, hier hingen die ersten Hakenkreuzfahnen aus den Fenstern.

LornsenplatzSeine Praxis lag in der Straße Bei der Friedenseiche, die direkt am Lornsenplatz liegt.

Mein erster Gedanke dazu war, dass ich eigentlich davon ausging, Altona sei schon immer eher rot gewesen. Dass hier die ersten Hakenkreuzfahnen aus den Fenstern gehängt wurden, ist erschütternd und verwirrend. Noch heute findet sich am Lornsenplatz eine Aufhängung für Fahnen. Ob diese aus der dunklen Zeit stammt, mag ich nicht zu sagen.

Auch erinnerte ich mich an den Altonaer Blutsonntag, der ebenfalls eine Art Markierung der Gräueltaten der NS-Zeit darstellte; hier in Altona.

Kommentar (1)

  1. Das ist ja interessant. Solche Pflastersteine sind mir in Nürnberg auch die Tage aufgefallen und hab danach im Internet gesucht. Gibt es wohl in vielen Städten.
    http://www.stolpersteine.com/

    Sonntag, 21. September 2008 um 20:28 #