Moorburg kommt. Die Grünen, die nicht mehr grün sind, haben dem zugestimmt. Ja, war das denn nicht schon klar? Wie es scheint schon. Liest man in alten Zeitungen nach, dann findet man sogar ziemlich klare Ansichten der Grünen. Hamburgs Spaß-EB hat im Vorfeld zur Bürgerschaftswahl noch schnell – aber für jeden sichtbar – klare Fronten geschaffen und dem Haus- und Hofenergieriesen Vattenfall Tür und Tor geöffnet. Woraufhin der auch schnell anfing zu bauen. Zwar erst Nebengebäude, aber immerhin markierte der Konzern schon einmal sein Revier. Im November 2007 hieß es in der ZEIT:
Im Februar wird in Hamburg gewählt, und ohne die Grünen wird die CDU danach kaum weiterregieren können. Indem von Beust die Kontroverse um Moorburg Monate vor möglichen Koalitionsverhandlungen beendet, räumt er einen absehbaren Streitpunkt aus dem Weg. Dass dieses Kalkül aufgehen könnte, räumen die Grünen zähneknirschend ein: Gegen das neue Kraftwerk zu kämpfen lohne sich nicht mehr.
Die Grünen wussten davon, dass sie eh nichts werden ändern können? Und gehen – nachdem sie im Wahlkampf klar Nein zur Kohlendioxidschleuder gesagt haben – eine Koalition mit der CDU ein? Sie wussten, dass ein Kampf gegen den Bau des größten Steinkohlekraftwerks Mitteleuropas nichts bringen würde?
Das vor Augen, ist eine Koalition mit dem Urheber des Umweltbelasters Moorburg ein klarer Vertrauensbruch gegenüber den GAL-Wählern. Hätte man gesagt: „Wir wissen nicht, wie es ausgehen wird, aber wir wollen in eine schwarz-grüne Koalition, damit wir gegen Moorburg kämpfen können, denn wir haben trotz großem, zu erwartendem Widerstand die Hoffnung das Steinkohlekraftwerk doch noch verhindern zu können.“ Ja, hätten sie solche Aussagen vor der dem Unterzeichnen des Koalitionsvertrags getätigt – okay. Aber sie wussten vor der Wahl bereits, dass Moorburg nicht mehr abwendbar war. Das könnte man somit gezielten Betrug der Wählerschaft nennen. Und „grün“ ist bei denen schon lange nichts mehr …
Nun kommt Moorburg, aber Umweltsenatorin (richtig: Bau- und Umweltsenatorin) Hajduk gibt sich glorreich, wenn sie im selben Atemzug verkündet, Vattenfall bekäme große Umwelt-Auflagen oben zur Genehmigung drauf. — Naja, dagegen kann Vattenfall ja auch noch klagen …
Außerdem, um dem Ganzen doch noch einen grünen Hauch zu verpassen, kam die Ankündigung, man wolle einen eigenen Öko-Stromanbieter ins Leben rufen. Soso. Mein erster Gedanke: ‚Erst wird der stadteigene Energieanbieter verkauft und jetzt wollen sie wieder einen? Könnt ihr euch mal entscheiden? Erst verkaufen sie die Stadtwerke (um Geld für eigene Denkmäler zu haben) und dann Geld für neue Stadtwerke wieder ausgeben? Hä?‘
Selbst wenn Hamburg einen Öko-Stromanbieter aufbauen würde: Vattenfall hat erst einmal bis 2014 das Versorgungsrecht des Fernwärme- und Gasnetzes der Stadt. Zudem hat Hamburg zwar einige Windanlagen, aber die reichen nie aus, also müsste Strom angekauft werden. Von Vattenfall? *höhö*
Ebenfalls in dem bereits oben angesprochenen ZEIT-Artikel steht eine interessante Passage zur norddeutschen Stromlandschaft nach Moorburg:
Ähnlich verhält es sich mit sauberem Strom. Norddeutschland wird durch seine Kohlekraftwerke zum Stromexporteur, hat das Bremer Energieinstitut errechnet. Wer hier in Zukunft CO2-neutralen Wind- oder Sonnenstrom verkaufen will, wird demnach gegen eine Kohlestromindustrie antreten müssen, der schon die eigenen Überkapazitäten zu schaffen machen.
Rentieren würde es sich also nicht? Das riecht doch alles nach grünem Feigenblatt. Naja, der Wunsch, einen eigenen Stromanbieter ins Leben zu rufen, kann natürlich genauso scheitern, wie der Wunsch, Moorburg mit rechtlichen Mitteln zu verhindern. Wie das ausgegangen ist, wissen wir jetzt …
Liest man das letzte Zitat, kommt übrigens auch die Frage auf, wieso der Spaß-EB dem Klimakiller überhaupt zugesagt hat? Wenn die Kohlestromindustrie schon Überkapazitäten hat!?
Kommentar (1)
> räumen die Grünen zähneknirschend ein
Wer? wann? wem gegenüber?
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[…] Alte Zeitungen lesenDie Magerfettstufe zu den Grünen und Moorburg. Die wussten es vorher und sind dennoch eine Koalition mit der CDU eingegangen. Die Grünen sind mittlerweile schlimmer als die SPD – nur weil sie eine kleine Partei sind, schafft es nicht so viel Aufmerksamkeit… […]