Matty Roth steigt immer tiefer in das Leben in der DMZ ein. Sein im zweiten Band (Body of a Journalist) gewonnener Schutz beginnt zu bröckeln. Er braucht eine gute Story, um wieder „wer“ zu sein. Dafür wird er zu einem Niemand.
In der DMZ herrschen mittlerweile ganz grausame Verhältnisse. Blauhelme sind in der Zone unterwegs, um ein bisschen Frieden zu bringen und darauf aufzupassen, dass der Hexenkessel nicht umkippt. Den UN-Truppen stehen die Sicherheitskräfte von Trustwell, einem millionenschweren Unternehmen, gegenüber. Es kommt sogar zu Kämpfen zwischen UN-Soldaten und Trustwell-Sicherheitskräften.
Trustwell macht sich in der DMZ breit und baut die Häuser wieder auf. Doch so ganz „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist das alles nicht. Trustwell ist immer wieder das Opfer von Anschlägen. Anschlägen. bei denen viele unschuldige Menschen sterben. Außerdem gehen die Trustwell-Sicherheitskräfte teilweise äußerst brutal vor.
Matty will bei Trustwell arbeiten, um einen Einblick in die Machenschaften dieses Unternehmens zu gewinnen und um herauszufinden, wer hinter den Anschlägen steckt.
Matty arbeitet unter miesesten Bedingungen, schläft in einer Großraumbaracke und wird immer mehr zum stumpfen Arbeitstier. Unter seinem Kopfkissen hat er ein Sicherheits-Handy, mit dem er im Notfall Kontakt zur Journalistin Kelly Connelly von den Independent World News (aus dem zweiten Band) aufnehmen kann. Als er Verbindungen zu einer Kontaktperson aufnehmen will, sprengt diese sich in die Luft. Alltag. Matty stumpft ab und eines Tages bekommt er mit, wie einige seiner Kollegen einen Anschlag planen. Er schaut weg.
Das ist später sein Ticket in die Terroristenzelle. — An dieser Stelle müsste man einen Trailer haben. Dieser würde nur noch in schneller Abfolge Bilder von einer Selbstmordattentäterin zeigen, die sich Matty anbietet. Man würde Matty sehen, wie er bestialisch gefoltert wird, um seine Kontakte in der Terrorzelle preis zu geben, einen Anschlag auf ein hohes Tier von der UN und noch viele gewaltige Bilder mehr. Die Jungs von der FSA, den Freien Staaten von Amerika, mischen übrigens auch wieder mit.
Im Endeffekt bekommt Matty seine dicke Story. In der DMZ läuft nämlich ein ganz mieses Spiel um Macht in einem gebeutelten „Landstrich“. In den oberen Instanzen werden auf allen Seiten Pläne geschmiedet, um möglichst viel Geld zu machen und die Macht in der DMZ an sich zu reißen. Mittendrin: Matty, der als kleines Glied in einer riesigen Geld- und Politik-Maschine hin- und hergeworfen wird.
Meinung
Die Storys von Autor Brian Wood werden immer komplexer, feiner, tiefer und gewalttätiger. Am Ende legt man das Buch weg und sagt nur Wow. Man wird in verschiedene Richtungen gelenkt, nur um hinterer wieder festzustellen, dass diese und jene Handlung eine Finte war, ein Ablenkungsmanöver.
Wood beschreibt auf sehr eindringliche Weise die Trost- und Hoffnungslosigkeit in einem von Elend und Korruption gebeutelten Gebiet. Immer wieder, auch wegen der Selbstmordterroristen, wird man an den Irak erinnert.
Nun habe ich keine Ahnung, wie es in einer Terrorzelle ausschaut, aber die Vorstellung von Autor Wood ist beängstigend. So, wie Matty irgendwann zwischen den einzelnen Foltersitzungen zu dem Schluss kommt, dass sein Ende nahe ist, so denkt man als Leser auch: das war’s Matty. Eine ganz düstere Szenerie, die durch die Zeichnungen von Riccardo Burchielli, der sehr viel Schwarz verwendet, in ihrer Kälte und Bedrohlichkeit nur verstärkt wird.
Anschnallen und unbedingt lesen.
Nils, 09.10.2008
Übrigens: Die ersten Teile von DMZ gibt es auch in deutscher Übersetzung. Nur sind die auch fast doppelt so teuer.