Finde-Web mit Gnosis

Da ich ein begeisterter Verfechter von Microformats bin, sollte meine „Liebe“ zum semantischen Web bekannt sein. Wie schon erwähnt, sind die Inhalte im Internet derzeit meistens einfache Texte. Da fehlt noch die tiefgehende Struktur. Liest man einen Beitrag über den Schauspieler X, dann steht der Name einfach so im Fließtext. Wir Menschen können erkennen, dass eine bestimmte Buchstabenabfolge den Namen unseres Lieblingskünstlers bildet. Aber die Maschinen — die sind ohne weitergehende Auszeichnung (also einer Markierung, die dem Browser oder der Suchmaschine sagt, dass z.B. „Edward Norton“ ein Name ist) hilflos. Die packen das nicht. Nur mit Hilfsmitteln.

Solange von der Seite derjenigen, die die Inhalte ins Internet stellen, nicht die tiefergehenden Markierungen angebracht werden, bleiben Suchmaschinen und Co. blind für solche sinnvollen Erkenntnisse. Solange bleibt der Name Edward Norton nur eine Buchstabenabfolge. Weiterführende Informationen dazu anzuzeigen fällt deshalb schwer.

Als Hilfsmittel kann man derzeit schon im Firefox-Browser das kostenlose Add-on ClearForest Gnosis einsetzen. Wie immer bei den Add-ons gilt, dass sie mit nur zwei Klicks installiert sind.

Gnosis-LogoClearForest Gnosis greift auf OpenCalais zu, einem Projekt von Reuters, bei dem über ein externes Programm – also nicht von denjenigen, die die Seite online stellen – zusätzliche Semantik in (bisher) englisch-sprachige Texte gebracht wird. Die Jungs und Mädels von OpenCalais arbeiten an der Unterstützung von anderen Sprachen, Deutsch ist fürs späte 2009 vorgesehen.

Was kann ClearForest Gnosis?

Einmal installiert, kann man englisch-sprachige Seiten ansurfen und bekommt nach ungefähr zwei Sekunden die angesteuerte Seite neu geladen. Nun finden sich auf einmal ganz viele farbige Unterstreichungen unter z.B. Personen-Namen, Organisationen, medizinischen oder technischen Ausdrücken, TV-Shows, Staaten oder Regionen und noch einiges mehr. Das heißt: ClearForest Gnosis erkennt automatisch, dass etwa „Obama“ der Name einer Person ist.

Geht man mit der Maus über so einen unterstrichenen Bereich, erscheint ein kleines Kontextmenü. Im Beispiel von Obama, würde zuerst der vollständige (!) Name stehen und der Hinweis, dass es sich hierbei um eine Person handelt. Keine TV-Show, kein Staat, keine Firma, sondern tatsächlich eine Person. Darunter bekommt man diverse Links angeboten. Man kann sich den entsprechenden Begriff in LinkedIn, Facebook, Reuters, Google, Wikipedia und Technorati anzeigen lassen. Hier einmal nicht Obama, sondern Powell aus einem Artikel von der CNN-Seite:

Bildschirmfoto eines CNN-Artikels mit Gnosis-Markierungen (Person)

In dem oben angeführten Artikel sind auch andere Dinge markiert. Der US-Staat „North Carolina“ wird u.a. angezeigt. Nun würde es wenig Sinn machen, den Staat in Facebook zu suchen. Deshalb bietet ClearForest Gnosis auch ein anderes Zusatzmenü an. In diesem Fall kann man sich u.a. den Staat in GoogleMaps anzeigen lassen. Das geht, weil ClearForest Gnosis erkannt hat, dass es sich hierbei um einen Staat und nicht um eine Person o.ä. handelt. Ganz schön clever.

Bildschirmfoto eines CNN-Artikels mit Gnosis-Markierungen (Ort)

Weder Facebook, noch GoogleMaps findet man dann wiederum bei einer im Text gefundenen TV-Show:

Bildschirmfoto eines CNN-Artikels mit Gnosis-Markierungen (TV-Show)

Die Seitenleiste

Man kann sich zu ClearForest Gnosis auch eine Seitenleiste in Firefox anzeigen lassen. Hier werden alle Kategorien, die auf der Seite gefunden wurden, angezeigt. Klickt man auf so eine Kategorie, klappt sie auf und man erhält eine Übersicht über alle gefundenen Namen dieser Kategorie, samt Anzahl. Nach dem Klick auf z.B. „United States (3)“, wird die Seite sofort neu angezeigt. Diesmal ist allerdings nur der Suchbegriff (hier: U.S.) unterstrichen.

Seitenleiste von Gnosis in Firefox

Dieses Add-on bereichert meinen Firefox ungemein. Negativ-Punkte sind, wie oben angesprochen, die fehlende Unterstützung von deutsch-sprachigen Seiten. Außerdem, so heißt es von der Entwickler-Seite her, schickt man offensichtlich Infos zu denen:

Gnosis does not retain any information on the content you submit for processing – including the address of the website submitted. We do maintain normal web server logs including the Dat. and time of the transaction, the length of the content submitted and the submitting IP address.

Wobei dies wohl die Daten sind, die man bei jedem Besuch einer x-beliebigen Seite sowieso „hinterlässt“.

Hiermit erhebe ich den Anspruch, den Begriff „Finde-Web“ als Erster fürs Web3.0 verwendet zu haben … 😛

Kommentar (1)

  1. Christian schrieb:

    Klingt interessant. Ich werd’s gleich mal testen.

    Dienstag, 21. Oktober 2008 um 09:23 #