Die Erstsemestlerin Riley Wilder hat gute Noten, ist jedoch schüchtern und hat kaum soziale Kontakte. Wenn sie kommuniziert, dann macht sie das hauptsächlich mit ihrem Handy, indem sie SMSe schickt. Die Empfänger kennt sie flüchtig oder hat sie noch nie getroffen.
Als Riley zehn Jahre alt war, haben sich Rileys Eltern mit ihrer älteren Schwester Angie so heftig gestritten, dass diese das elterliche Haus verließ und Riley seitdem keinen Kontakt zu ihrer Schwester hatte. Vor einem Jahr hat Riley dann Angies MySpace-Seite entdeckt und ständig verfolgt, bis sie den Mut fand, Kontakt aufzunehmen. Angie nimmt ihre kleine Schwester unter ihre Fittiche und bringt ihr ein bisschen das Leben näher: Konzerte, Barbesuche etc. …
Die 20-jährige Riley arbeitet nebenbei an einem Psychologie-Projekt und als sie in einem Café drei Mädchen aus ihren Kursen wieder trifft und nebenbei mitbekommt, dass diese eine Wohnung suchen, schaltet sie sich ein. Zunächst noch widerwillig, doch der Freund von Angie hat die Möglichkeit an eine Wohnung zu kommen, da nimmt sich Riley ein Herz. Zumal sie auch endlich von zuhause ausziehen könnte.
Eines Abends findet Riley in ihrer Jackentasche einen Zettel mit einer eMail-Adresse drauf. Ohne zu wissen, wer sich dahinter versteckt, schreibt sie die Person an. Eigentlich könnte dieses Hin- und Herschicken von eMails mit dem mysteriösem „Sneakerfreak“ immer so weitergehen. Doch irgendwann will er Riley treffen …
Meinung
Erst als ich den Comic in Taschenbuch-Form zur Hälfte durchgelesen hatte, las ich, dass die Bücher von Minx (einer Unterabteilung von DC-Comics) extra für ein junges, weibliches Publikum geschrieben sind. Tatsächlich handelt The New York Four von vier jungen Studentinnen an der NYU und ihren Problemen. Wie kommt man an eine Wohnung in New York heran? Wie kommt man mit anderen Menschen zusammen? Wie bilden sich Freundschaften? Und noch einige kleine, für jedes der Mädchen spezielle Problemchen.
Im Fokus steht natürlich Riley, ihre Schüchternheit, ihre Beziehung zu ihrer Schwester, die sich nicht kennt, das Geheimnis, warum die Eltern Angie „rausgeschmissen“ haben und die „Sucht“ Rileys, ständig Textnachrichten per Mobiltelefon verschicken zu müssen. Riley versinkt so sehr in dieser virtuellen Beziehung zu dem „Sneakerfreak“, der immerzu interessante Fragen stellt, dass sie ihre Freundschaft zu den drei zukünftigen WG-Mitbewohnerinnen vernachlässigt. Riley verpasst Vorlesungen, schläft in der Abstellkammer ein und ihre Noten werden schlechter.
Auch wenn ich offensichtlich nicht zur Zielgruppe gehöre, hat Autor Brian Wood eine sehr schöne Geschichte zum Thema Adoleszenz geschrieben. Alles eingebettet in einem absolut zeitgemäßen Umfeld (SMS, MySpace, virtuelle Beziehungen) und gewürzt durch eine Art New York-Einmaleins. Immer wieder werden kleine Informationskästchen eingebettet, die Auskunft über einen Park, ein Viertel New Yorks oder touristische Attraktionen geben. Sehr interessant! Man könnte eigentlich mit dem Buch als Reiseführer durch New York laufen. Diese Infokästchen und die teilweise detailreichen Architekturzeichnungen von Ryan Kelly lassen den Comic nebenbei noch wie eine Hommage an den Big Apple erscheinen.
Die Zeichnungen von Kelly sind nicht nur oft detailverliebt. Sie sind auch ausschließlich Schwarz-Weiß. Eigentlich etwas, was ich nicht so gerne mag. Allerdings werden gekonnt Rastermotive eingesetzt und manchmal werden auch Hintergründe verschwommen dargestellt. Von diesen Techniken abgesehen, erinnern mich Kellys Zeichnungen an die von Altmeister Will Eisner.
Unterm Strich eine interessante Geschichte, originell und zeitgemäß umgesetzt, ansprechend gezeichnet und die Charaktere haben alle noch Potenzial weitere Geschichten zu erzählen. The New York Four endet für meinen Geschmack etwas abrupt, sonst gäbe es mehr Punkte.
Nils, 26.10.2008