Joker

Cover Joker

Bewertung: 4 von 5

Niemand weiß warum, aber der Joker wird aus Gothams Heilanstalt, dem Arkham Asylum, entlassen. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Neuigkeit in den dunklen Gassen und Ecken Gothams.

Jonny Frost ist ein kleiner Ganove, der irgendwo unten in den Reihen von Jokers Organisation hockt. Kein großes Licht, aber er will groß heraus kommen. Er will so werden wie der Joker. Also bietet er sich an, den Clownprinz des Verbrechens vom Asylum abzuholen. Damit beginnt die Geschichte, die hauptsächlich aus der Sicht von Jonny geschrieben ist.

Der Joker ist kein bisschen darüber erfreut, dass in seiner Abwesenheit „sein“ Gotham unter seinen Lakaien aufgeteilt wurde und alles, was er geschaffen hat, nun zerbrochen ist. Der Joker macht sich mit Hilfe von Killer Croc und Jonny daran, all seine alten Partner aufzusuchen und „aufzuräumen“. Das geschieht — typisch für den Joker — sehr blutig. Dieser Mann hat kein Gewissen, keine Schuldgefühle – etwas, das Jonny langsam immer mehr versteht. Während der Joker noch irre durch Gotham läuft und Menschen abschlachtet, fragt sich Jonny irgendwann, was der Joker wohl denken mag. Oder ob er überhaupt über etwas nachdenkt.

Der Psychopath Joker bedient sich im Laufe der Story noch der Hilfe des Pinguins und des Riddlers, um seine Pläne umzusetzen. Auch will er an Two Face herankommen, doch der will nichts mit dem Joker zu tun haben. Ein Fehler, wie sich herausstellen soll.

Zwischen Gewaltexzessen, dem Einwerfen von Drogen und Sex beobachtet Jonny immer wieder, wie der Joker den einen, großen Verfolger verflucht: Batman. Der Joker steht geradezu im Wettstreit mit Batman, wer die Herrschaft über Gotham haben kann. Dabei sieht man den dunklen Ritter erst auf den letzten paar Seiten. Vorher sind es alles nur Zwiegespräche und hohles Fäusteschütteln in Richtung der Skyline von Gotham.

Schließlich kommt es irgendwann aus Jonny Eingeweiden an die Oberfläche: so wie der Joker, so will er dann doch nicht sein.

Meinung

Autor Brian Azzarello hatte einst bereits für DC eine ähnliche Geschichte geschrieben. Damals ging es um Supermans Gegenspieler Lex Luthor. Ein solches Portrait konnte der Eisner Award-Gewinner Azzarello jedoch nicht für den Joker schreiben. Während bei Luthor die Handlung aus der Sicht von Lex geschrieben wurde, man sich also sozusagen im Kopf von Supermans Feind befand, wollte Azzarello nicht den Sprung in die Psych. vom Joker wagen. Daher die Erzählweise aus der Sicht des Kleinganovens Jonny Frost, der neben dem Joker herläuft. Eine gute Entscheidung.

Joker — oder wie der Comic eigentlich früher heiße sollte: ‚The Joker: Dark Knight‘ — ist auch so schon gewalttätig und brutal. Dabei läuft der Mann mit den aufgeschlitzten Wangen – etwas, was auch im Film The Dark Knight mit Heath Ledger umgesetzt wurde – nicht einfach nur herum und tötet einen Widersacher nach dem anderen. Man sieht ihn auch, wie er irre Tabletten einwirft, aber auch, wie er sich im Schoß einer Frau ausweint. Also eine völlig kaputte Seele. Das ist es, was Azzarello sehr gut zeigt.

Die Zeichnungen von Lee Bermejo sind äußerst realistisch und sehr fragil, düster, schräg, bedrohlich. Was immer man für Zeichnungen bei so einer kaputten Type wie dem Joker anbringen kann oder soll — Bermejo hat sie geschaffen. Ohne diese Zeichnungen wäre die Intensität des Comics nicht gegeben.

Spannend sind auch die Darstellungen von alten Bekannten wie z.B. Killer Croc. In den normalen DC-Comics ist Waylon Jones, so der richtige Name von Croc, oft als Krokodil-Mensch gezeichnet. Bermejo porträtiert ihn so, wie es eigentlich angedacht war: ein starker Mann mit einem Hautproblem, das diese ledrig-reptilartig aussehen lässt. Also alles durchaus „möglich“, wodurch auch der Joker möglich wird — was zutiefst erschreckend ist.

Nicht nur, dass das Äußere des Comic-Jokers dem des Film-Jokers nahe kommt, teilweise hat man auch das Gefühl, dass der verstorbene Heath Ledger auf den Seiten abgebildet ist. Tatsächlich sind Film und Comic unabhängig voneinander entstanden. Einzig der Titel des Comics musste mit Rücksicht auf das Franchise des Films geändert werden. Azzarellos Joker könnte auch als Hommage an Ledgers grandiose Joker-Darstellung aufgefasst werden.

Man braucht schon starke Nerven, um Joker zu lesen. Dennoch lohnt es sich, will man diese kranke Figur ein wenig besser verstehen. So kaputt, wie der Joker nun einmal ist — und selten war er monströser als in diesem Comic —, so faszinierend ist er doch auch als Gegenspieler zu Batman. Mag man die eine Figur, mag man die andere auch.

Kommentar (1)

  1. reen schrieb:

    ta ta… Hab heute die beiden Thor Comics zur Post gebracht! Mit etwas Glück sind sie morgen bei Dir und Du hast Lesespaß am Wochenende!
    Hab mir mal die ersten Ausgaben von Northlanders und 100 Bullets bestellt!
    Bin gespannt!

    Donnerstag, 20. November 2008 um 19:21 #