Wir kennen alle den Helden Batman, den Dunklen Ritter aus dem DC-Verlag. Kennen wir ihn wirklich? Wer kann von sich behaupten, er hat die Entwicklung dieser Comic-Figur von Anfang an mitverfolgt? Um einen Überblick über den Dunklen Ritter zu bekommen, muss man sich schon einmal von den monatlichen Comics selber lösen und lesen, was Andere zu diesem Thema theoretisieren. Das nennt sich dann wohl Literaturwissenschaft. Habe ich auch bisher eher weniger gelesen …
Im Christian A. Bachmann Verlag ist so ein Büchlein erschienen. Geschrieben hat es Lars Banhold und es gibt wirklich einen sehr interessanten Einblick in den von uns allen so sehr geliebten Helden. Keiner ist böser und kann Gangster besser einschüchtern als der „einfache“ Batman. 🙂 So ganz ohne Kräfte.
Auf 83 Seiten erfährt man viele Dinge über das Alter Ego von Bruce Wayne, die man so durch das Lesen der Comics gar nicht mitbekommen würde, auch nicht, wenn man tatsächlich von Anfang an dabei gewesen ist — und das ist immerhin 69 Jahre her.
Wir lernen z.B. warum Batman (und seine Kollegen) über ihren Kostümen eine Überunterhose tragen. Wie sich der Flattermann im Laufe der Zeit hat ändern müssen und was das für Auswirkungen auf die Kunstfigur Batman hatte. Banhold fasst es am Ende der Lektüre zusammen, dass Batman keine in Stein gemeißelte Figur ist, sondern sich immer und immer wieder neu selbst erfindet; resp. erfunden wird. Jedwede Einflüsse von außen, also Kultur oder auch Politik, haben der Figur eine neue Richtung gegeben — was sie allerdings nicht kaputt macht. Der Batman ist so.
Das sieht man nicht nur in der Entwicklung vom Golden Age zum Silver Age, durch die Achtziger bis in die Gegenwart, das wird auch in den Filmen und Serien klar, die alle in dem Buch angesprochen werden. Hat auch mir alten Kinogänger in einigen Beziehungen die Augen geöffnet.
Banhold zeigt auf, wieso Batman – und andere Comicfiguren – mit der Zeit immer harmloser und schließlich ganz familienfreundlich wurden, was es mit der angeblichen homosexuellen Beziehung von Batman und Robin (und eventuell sogar noch dem Butler Alfred) auf sich hat, oder warum der Rächer Gothams einige Zeit lang ein anderes Symbol auf der Brust trug. Die Zeit hat der Figur immer und immer wieder ihren Stempel aufgedrückt. Es wird viel Wert darauf gelegt, auch die Gegenspieler Batmans in den Kontext zu bringen. Was wäre Batman ohne seine (meist verrückten) Gegenspieler?
Meinung
Ähm, okay, normalerweise findet sich hier meine Meinung zum Comic. Diesmal ist es aber trockene Literaturwissenschaft, die verköstigt wurde. Wie kann die schon sein? Wie ist da der Spaß- oder Spannungsfaktor zu messen? Gar nicht. Wobei: Doch, das kleine Büchlein hat schon Spaß gemacht. Wie oben bereits erwähnt, bekommt man hier – für knapp 11 Euro – eine Menge Wissen zu dieser beliebten Comicfigur, das man sonst nicht, oder nur sehr mühsam hätte in Erfahrung bringen können. Die Sprache selber ist leicht verständlich, kein Akademiker-Latein also.
Für alle Hardcore-Fans, die auch mal tiefer in die Geschichte des Dunklen Ritters eintauchen wollen, ein sehr zu empfehlendes Buch. Wie gesagt, an so mancher Ecke machte es sogar noch bei mir auf einmal „Klick“.
Batman – Konstruktion eines Helden scheint gut anzukommen, ist das kleine gelbe Buch doch auch in der zweiten Auflage mittlerweile vergriffen. Im Januar gibt es dann eine Neuauflage.
Nils, 27.12.2008