Auf der Suche nach Ingwer

Der hiesige, große Einkaufstempel war schon so was von leer gekauft. Als würde morgen ein zweiwöchiger Krieg anfangen und es in der Zeit nichts mehr zu kaufen geben. So gab es zwar noch in der Gemüseecke Ingwer, aber der war schon ziemlich klein und schrumpelig. Außerdem benötigte ich für meinen Gollum-Saft noch Limetten, die überhaupt nicht vorhanden waren.

Von der Ost-Seite des Altonaer Bahnhofs also auf die West-Seite. Im Mercado gibt es zwar auch einen Gemüsestand, aber dort gab es keinen Ingwer. Dafür Limetten zu 35 Cent das Stück. Was macht man dann? Zum Glück befindet man sich in Ottensen, dem Stadtteil mit einer der höchsten Gemüsehändler-Dichte. — Oh, das war mal. Irgendwann in den 80ern.

Mittlerweile ist jeder dritte Laden ein Coffee-to-Go-Monster oder ein Bäcker. Das letzte Drittel sind Frisöre. Man hat den Eindruck, Ottensen bestünde nur noch aus diesen drei Laden-Kategorien.

Der türkische Gemüsehöker am Spitzenplatz ist nun auch weg und hat (gerüchtweise) einem Bäcker Platz machen müssen. Bäcker, Frisör, Coffee-Höhle.

Von dort wusste ich noch von zwei weiteren Gemüsehändlern. Dafür hätte ich aber laufen oder erst mein Fahrrad holen müssen, das hinterm Mercado stand. Blöde.

Zum Glück war heute Markt auf dem Spitzenplatz und zwei Gemüsestände waren noch anwesend, wenn auch gerade beim Abbauen. Hier gab es eine Hand voll Ingwer für einen Euro und zehn Limetten für 2,50 Euro. Geht doch. Und der Oberchef – zu erkennen an der dicken Zigarre – pries noch seine geschälten Ananas an: „Zwei Stück für zwei Euro!“
„Dann bekomme ich also eine für einen Euro?“ fragte ich.
„Nein, die gehen nur im Doppelpack weg. Ich hab‘ ja auch meinen Stolz“, entgegnete der Gemüsemann. „Immerhin kostet der Becher schon 35 Cent“, fügte er hinzu.
„Aber die kann ich doch niemals alleine aufessen.“
„Ach, die sind frisch, die halten sich fünf Tage. Die kannst du noch im nächsten Jahr essen!“, tönte der Chef.
„Witzig.“
„Aber wahr! Ich erzähl doch keine Lügen …“

Zum Glück war Markt, sonst würde ich jetzt dumm aus der Wäsche schauen. — Trotzdem ist es doof, dass es wieder einen der seit Urzeiten in Ottensen ansässigen Läden nicht mehr gibt. 🙁

Auf der Suche nach einem Café

Übrigens war ich letzten Sonnabend mit Herrn S. im Knuth. Die Leute stapelten sich, so voll war es. Während Kuchen und Tee konsumiert wurden, fiel mir ein, dass es irgendwie viel zu wenige Café in Ottensen gebe. Das Knuth, das auf der anderen Straßenseite befindliche Tarifa (das ich nicht so toll finde) und in der selben Straße das namenlose Schmidt (in dem ich immer noch nicht wahr, weil niemand mit mir den gemeinsamen Schokoladen-Tod sterben will). Ebenfalls in der Großen Rainstraße findet man noch das LilliSu, das auf mich aber irgendwie abschreckend wirkt. Und dann? Das Café Kattelbach, das Beys. Danach wird es aber schon sehr dünn. Schade eigentlich.

Herr S. erwähnte noch das Balzac, im ehemaligen Zardoz – aber da könne er auch, hielt ich entgegen, die Bagel Brothers als Café bezeichnen. Nene. Ich meine ein richtiges Café. Keine Abfertigungshalle, keine Kneipe.

Bäcker, Frisör, Coffee-Höhle …

Kommentar (1)

  1. Das Knuth hat auch nachgelassen, leider. Das Schmidt ist ungemütlich und teuer, beim Lillisu teile ich Ihre Einschätzung. Der Kuchen war super in der Red Lounge, aber nur nachtmittags hingehen! Oder Frieda am Park, wenn es ein paar Meter weiter sein dürfen.

    Aber wenn ein jemals ein NoGo-Area geben kann, dann wohl das Balzac auf dem Leichnam des Zardoz. NIEMALS!

    Dienstag, 30. Dezember 2008 um 19:45 #