Montag stellen Montag vor

Montag im Nachtasyl

Bewertung: 4.5 von 5

Zwei Wochen vor der Veröffentlichung ihrer dritten CD spielten Montag im Nachtasyl auf. Im Gepäck hatten sie neun frische Lieder von der kommenden CD namens
Montag
. Nach 101 Stufen, die man bekämpfen muss, um ins Nachtasyl zu gelangen, konnten wir uns erst einmal hinsetzen. Der für 22.30h terminierte Gig verzögerte sich noch um 20 Minuten, dann gingen die Lichter aus und der Beamer an. Ein vermutlich völlig veralteter — oder völlig versiffter — DVD-Player verhinderte einen reibungslosen Einstieg. Vor dem Konzert sollte es noch eine Video-Premiere geben. Nach einigem Gefluche aus der Techniker-Ecke lief dann doch noch das Video zur ersten Single-Auskopplung Tausend Jahre sind ein Tag (s.u.).

Danach betraten die Künstler die Bühne: Julian und Dominik, mit Verstärkung durch Schlagzeug und Bass. Julian, der sonst immer den Bass zupfte, nahm diesmal — man wird eben alt — am Klavier Platz. Kurze Begrüßung. kurzes ‚Danke‘ an die Macher des Videos und schon ging es los.

Insgesamt wurden gute 80 Minuten gespielt. Wobei man das noch mit ‚gerockt‘ präziser beschreiben kann. Bis auf zwei oder drei ruhigere Stücke (ich mag die schnelleren lieber) gab es durch die Bank Musik, die ins Bein, den Nacken und ins Ohr ging. Die Vorfreude auf die Scheibe, die am 30. Januar erscheinen wird, wurde kräftig vergrößert. Im mittleren Teil des Konzerts gab es noch Stücke „aus der guten alten Zeit“, sprich etwas Kost von früheren Scheiben.

Nun habe ich nicht die Set-List, weiß also auch nicht mehr genau, was alles gespielt wurde, aber am nächsten Morgen bin ich mit Sommernacht im Ohr aufgewacht. Ein absolut suchtgefährliches Lied.

Meine Begleitung meinte zwischendurch — schreiend, weil doch sehr laut ausgesteuert —, dass sich die neuen Stücke irgendwie anders anhören würden als die früheren Scheiben. Und stimmt: Was früher, so meine Begleitung, mehr verspielter und vor allem unverständlicher war, ist nun (ich hasse es, das schreiben zu müssen, aber mir fällt nichts anderes ein) ‚erwachsender‘. Das darf man sich jedoch nicht ernst und deprimierend vorstellen. Es ist eben — anders. Ausgereifter? Keine Ahnung …

Musik top, Rock-Faktor hoch. An einigen Stellen kam mir ein musiktheoretisch hochtrabendes „minimalistischer 80er-Jahre-Fun-Pop“ in den Sinn. Gerade, wenn Julian seine Finger nicht mehr übers Klavier, sondern seinen gruseligen Synthesizer gleiten ließ. Das hat er sich doch von Ben abgeschaut… 😉 Die Musik war, wie oben schon geschrieben, etwas zu laut und Julian konnte man teilweise nicht verstehen, weil er im Klangteppich unterging. An wem das lag — an Julian oder an der Technik — mag ich nicht sagen. Mit unseren 30-Plus-Lenzen haben wir, so kam es uns vor, den Altersschnitt im Nachtasyl kräftig nach oben getrieben.

Diese wohlwollende Kritik entstand, obwohl ich keine geheime Promo-CD für die Presse erhalten habe… 😛

Und hier noch einmal das Video zu „Tausend Jahre sind ein Tag“. Wer sich noch erinnert, das ist ein Stück von Udo Jürgens, das er für die Kinder-Zeichentrickserie Es war einmal der Mensch eingesungen hat. Auf den Live-Konzerten von Montag wurde es immer gespielt, jetzt haben sie auch grünes Licht bekommen, es selber auf CD zu pressen:

Ich finde ja den Bassisten drollig. Was für ’ne cool Sau. Wie der abgeht. 🙂 Der „Sänger“ muss noch ein wenig daran üben, was Rhythmus bedeutet — aber sonst ganz nettes Video. Immerhin heißt es ja im Lied: „So viele Fragen hat ein Kind.“