Untergang

Gerade gestern — und am Dienstag auch — unterhielt ich mich über das Thema. Heute schreibt Name und Artikel auf Wunsch der Autorin gelöscht davon, wie Ottensen immer mehr vor die Hunde geht. In der Abbestraße geht ein schönes Stück Ottensen verloren. Dafür kommt ein neues Mietshaus hin. Die Vermutung liegt nahe, dass das wieder einer der mittlerweile „normalen“ Langweil-O-Bauten wird.

Gestern fragte mich ein junger Kollege, wo ich denn wohnen würde. ‚Ottensen‘ war die Antwort. Da fing er an zu schwärmen. ‚Ah, Ottensen. Coolster Stadtteil Hamburgs!‘ Hier würde er sich immer rumtreiben. Ja. Ottensen. Allerdings musste ich entgegnen, dass Ottensen immer mehr verkommt! Es wird immer mehr Schicki-Micki, das sieht man an den Läden, den Mieten, den Leuten.

Es sei aber noch nicht so schlimm, wie in der Schanze, meinte der Kollege. Nein, noch nicht, aber wir sind auf direktem Kurs darauf zu, antwortete ich.

Am Dienstag kam auch das Gespräch auf die Wohnungs- und Baupolitik in Hamburg allgemein auf den Tisch. Jeder „normale“ Bürger merkt, dass Hamburg anders wird. Manche nennen es „Wachsende Stadt“, andere sehen darin eine gezielte Aktion, eine ganz bestimmte Klientel in einer Stadt zu halten — und eine andere Klientel wird damit zwangsläufig verdrängt. Sozial verträglicher Wohnraum existiert nur noch auf dem Papier und überall wird gebaut, zersiedelt. Noch einmal: Seit der Freiherr zum König von Hamburg gekrönt wurde, wurde Hamburg extrem zugebaut und Grund versiegelt. So massiv und rasend schnell ging das noch nie. Und: Das ist nichts Gutes, nichts, wofür man ihm und seinen Schergen auf die Schulter klopfen sollte. Und trotzdem fehlt Wohnraum — zumal bezahlbarer.

Typisch HafencityIn der Abbestraße kommt also ein neues Mietshaus hin. Nun weiß ich nicht, wie es aussehen wird, aber es wird bestimmt wieder langweilig. Wenn in Hamburg gebaut wird, wird schon seit Jahren hauptsächlich ein ganz bestimmter Stil angewendet. Und der ist glatt. Langweilig. Die einst so schöne Hansestadt wird immer gesichtsloser. Auch austauschbarer. Hier wollen Leute eine Metropole schaffen — und vielleicht schaffen sie das auch, doch es wird eine von vielen Metropolen sein, die untereinander austauschbar und verwechselbar sind.

Ich weiß nicht … — Hamburg hat in den letzten Jahren sehr verloren. Es ist nicht mehr das, was ich einst so liebte. Sehr schade. Ich würde die Stadt gerne wieder mögen.

Kommentare (2)

  1. Anette Lack schrieb:

    Freut mich sehr, dass der Inhalt Dich erreicht hat und: Ich gebe Dir in allen Teilen recht.

    Interessant ist hierbei noch, dass hundert Meter weiter vom jetzigen alten, bald abgerissenen Haus in der Zeissstrasse sehr kostenaufwändig eine ganze Strasse saniert wurde: Dort stehen teilweise nur noch die Fassaden, innen wurden ganze Stockwerke neu mit Beton eingezogen: Ein Mitarbeiter der Hamburg Baubehorde, der dies absegnete und begleitete, sagte, ihm sei selbst schleierhaft, nach welchen Gesichtspunkten hier entschieden würde… Soll heissen: Man lässt zwei, drei alte Häuser stehen, damit man den Rest grosszügig abreissen kann. Das ist Hamburg, leider.

    Sonntag, 8. Februar 2009 um 19:06 #
  2. Klaus schrieb:

    Wir haben jetzt auch offiziell die Kündigung erhalten. am 31.7.09 wird unser haus (neben dem bl.Barhaus) abgerissen und was schönes, neues kommt.
    Schade, denn der Grund ist lächerlich :Schimmel! Ehrlicher wäre, wenn der Vermieter „Geldgier“ angeben würde.
    Natürlich weiß er, das wir auch unsere Mittel haben, da noch was rauszuziehen, versucht hat er es aber mit:
    „wenn sie eine neue wohnung brauchen…ich kenne einen guten makler.“
    ich war ein paar Tage richtig gekränkt, wie jemand so dreist sein kann.
    Goodbye, Ottensen. War schön.

    Mittwoch, 11. November 2009 um 13:06 #