Kommunikation ist ein „Generations-Ding“

74 Prozent der unter 20-Jährigen nutzen lieber unpersönliche Wege zur Kommunikation. SMS, Chat und eMail sind in der Altersgruppe die Renner. Wie traurig.

Ich habe lieber eine Person vor mir sitzen, dann kann man die Reaktion im Gesicht ablesen und besser darauf reagieren — und es ist einfach viel angenehmer, weil persönlicher. Die eMail, SMS und Chat sind anonymer. Wenn ein Gespräch unangenehm wird, kann man da auch schon einmal „technische Probleme“ vorschieben, warum diese oder jene Kritik nicht beantwortet wurde. In „meiner“ Generation (+30, die kommenden +50 also) besteht nicht die Scheu vor den Medien. Wir sind einfach noch mit dem Vis-a-Vis-Gespräch aufgewachsen. Wir können uns auch noch unterhalten.

Wenn ich so mitbekomme, wie sich Jugendliche unterhalten, wird mir manchmal übel. Da werden keine vernünftigen Sätze mehr gebildet. Einige „Spezis“ sprechen, als wären sie gerade einem Comic-Heft entsprungen (und diesmal meine ich das im abwertenden Sinn). Wie oft habe ich an einer Ampel stehend schon solche Gesprächsfetzen mitbekommen?

Und dann sag ich: Du Schlampe. Und dann sagt sie: Du kannst mich mal. Und dann sag ich aber: Leck mich.

Hilfe!?

In der Studie wurden 14- bis 19-jährige SMS-Anhänger gesondert zu ihren bevorzugten Kommunikationswegen befragt. Also: Hinsetzen, ruhig sitzen, zuhören, denken, antworten, eventuell sogar noch erklären. Bereits jeder dritte (wurde) bei längeren Gesprächen schnell ungeduldig. Wie kann man noch eine Umfrage stellen, wenn die Testpersonen nervös werden, aufspringen und aus dem Zimmer laufen?

In dem Artikel heißt es weiter, das Internet habe sich positiv auf die schriftliche Kommunikation ausgewirkt. Zwar würden nicht mehr Briefe geschrieben, aber immerhin mehr Mails und SMS. — Klingt toll. Nur finde ich, dass das Geschriebene lediglich an Quantität zugenommen hat, nicht an Qualität. Soll man sich also nun darüber freuen?

Wie sehen eigentlich die Bewerbungsgespräche der Zukunft aus? Laufen die in einem privaten Chat ab? Was ist mit „dem ersten Eindruck“? Wird der über den Chat-Avatar gewonnen? Wenn gechattet wird, werden dann vom Personaler auch die Rechtschreibfehler (die als solche vorhanden sind!) als „Flüchtigkeits- und Tippfehler“ abgetan? Darf man die Unterhaltung mit dem zukünftigen Chef mit einem „HDGDL, wir sehen uns IRL“ beenden?

Und wer jetzt noch behauptet, ein absolutes Rauchverbot sei am Kneipen-Sterben schuld, der irrt. Wenn kommende Generationen einfach lieber vorm heimischen Rechner hocken, anstatt in die nächste Kneipe zu gehen, um sich mit Freunden zu unterhalten, dann hat das nichts mit Rauchverbot zu tun … 😛