Es ist doch stets faszinierend, wenn man in die Tagespresse schaut und zu einem Thema zwei verschiedene Meinungen liest. So schreibt die MoPo, dass es einen Proteststurm gegen die Bäume bei der Neugestaltung der Hohen Bleichen gibt. Das BID Hohe Bleichen – Heuberg will das Areal um, na, die Hohen Bleichen und den Heuberg umgestalten. Es soll eine Flaniermeile entstehen. Das hat beim BID Neuer Wall geklappt, warum nicht auch ein paar Straßen weiter?
Der Protest richtet sich gegen die 13 Riesenlebensbäume, die aufgestellt werden sollen. Bürger und der BUND beschweren sich, die Bäume würden hierzulande nichts zu suchen haben, stammen sie doch aus Nordamerika. Ökologisch seien sie mehr als fragwürdig, giftig sollen sie sein und außerdem leiden sie schnell unter Sommertrockenheit, was ein häufiges Gießen erfordert. Ein Einwand gegen die Lebensbäume (Thuja plicata) scheint gerechtfertigt zu sein. — Mein alter Botanik-Professor würde übrigens mit fliegenden Fahnen, hoch zu Ross und mit gezücktem Säbel zustimmen. Was hat der immer gegen die heimischen Hobbygärtner gewettert, die sich nicht standortgerechte Pflanzen in die Gärten stellen, nur weil sie schön aussehen. Der Goldregen war so ein Negativbeispiel, das er immerzu verteufelte …
Aber in der zukünftig noblen Flaniermeile mit Granit (Stolper-Granit à la Jungfernstieg?) und Sitzbänken sollen die Lebensbäume aufgestellt werden. Groß sind die und 2,5 Meter von unten „rasiert“. Was ich noch schlimm finde: die Bäume sollen — natürlich, wir sind in Hamburg — abends „illuminiert“ werden. *seufz* Muss doch echt nicht sein … :nene:
Übrigens: Schaut man auf die Seite des BID, sieht man auf den Bestandsfotos, dass die Straße Hohe Bleichen bereits Baumbestand hat. Der soll weg? Stattdessen „saubere“, weil immergrüne, Lebensbäume? Schämt Euch!
Von all dem weiß man hingegen beim Senatsblatt nichts. Dort freut man sich auf die Neugestaltung, Proteste gibt es in deren Welt nicht, sondern nur fröhliche und zufriedene Geschäftsleute, Politiker, Bürger. Jaja, so macht man Stimmung …
Nachtrag: Ja, die derzeit vorhandenen Bäume werden abgeholzt. 29 Bäume weichen für 13 neue, sterile, saubere Lebensbäume. Mit Einverständnis der Grünen „Umwelt“-Senatorin. — Noch ganz frisch?
Kommentar (1)
Natur in der Stadt – 2008 anlässlich der Internationalen BioDiversität-Tagung in Deutschland brüstete sich Hamburg natürlich damit. 2011 darf sich Hamburg „Umwelthauptstadt“ nennen. – Komisch, der Bezirk Mitte hat an seinem Patenkind Haussperling festgestellt, dass etwas mit dem Lebensraum Stadt nicht stimmt. Ursache und nötiges Handeln sind klar! Getan wird, s. Abholzen des vorhandenen Bestandes und Pflanzen steriler „Lebens“bäume das Gegenteil. Und da sprechen wir fast täglich davon, dass Bildung in D und HH gefördert werden müsse.
Alles Fassade.
Armes, reiches Hamburg!