Schöne Menschen haben es leichter. Wenn sie dann auch noch singen können, kann sich der Erfolg von ganz alleine einstellen. Alev Lenz‚ Karriere sollte jedenfalls langsam durchstarten. Die junge Sängerin deutsch-türkischer Abstammung, die vor ihrer Solo-Karriere in einer Hardrock-Band sang, wandelt nun auf Solo-Pfaden. Jetzt rockt sie nicht mehr. Alev Lenz sitzt an ihrem Lieblingsinstrument, dem Klavier und Sing. Geschichten. Schöne und traurige.
Bereits im Februar erschien ihr Album Storytelling Piano Playing Fräulein, das irgendwo zwischen New York und ihrer Heimatstadt München entstand. Zwölf Lieder mit Klavier, Gitarre, meist tragischen Streichern und einer beeindruckenden Stimme, das erwartet den Zuhörer. Teilweise trägt nur Lenz‘ Stimme das Lied; ganz alleine, bis die Streicher einsetzen, wie in Biggest Adventure.
Die CD ist halb und halb — zur einen Hälfte bittertraurig, zur anderen Hälfte einfach nur schön. Wobei der absolute Depri-Song wohl Smile sein dürfte. In tiefes Grübeln verfällt man zwar nicht, aber die Skip-Taste bediene ich schon jedes Mal. Flower of Love ist wie ein Kinderlied, so fröhlich. The Problem is ist zackig und das, obwohl hier eine nicht ganz so glückliche Liebesgeschichte erzählt wird. Mit I Watch Too Much TV wird ein bisschen — berechtigte — Medienkritik gestreut. Das Hauptthema auf Storytelling Piano Playing Fräulein bleibt jedoch die Liebe — in all ihren seltsamen Ausformungen.
Die Presse hat behauptet, Alev Lenz wolle die deutsche Norah Jones sein — das kann ich so überhaupt nicht nachvollziehen. Zwischen den beiden Sängerinnen gibt es viel zu viele Unterschiede: angefangen damit, dass ich Jones nicht hören mag, die Lenz-CD hingegen schon seit Tagen durchläuft …
Nils, 03.06.2009