Radrenn-Kritik

Da war es wieder, das große Rennen. Nicht das mit Jack Lemmon und Tony Curtis, sondern das große Radrennen in Hamburg. Zu erkennen an den kreisenden Hubschraubern. Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und bei Twitter nach dem Hashtag #cyclassics gesucht. Zur Hochzeit, also gegen Mittag waren die Beiträge eher negativ gefärbt. Schon wieder umfassende Straßensperren in Hamburg, die Leute haben sich darüber geärgert, sind auf den (viel zu teuren) ÖPNV ausgewichen. Auch beschwerten sich viele über die gestörte Sonntagsruhe, dank der oben erwähnten Hubschrauber.

Ja, die Cyclassics. Damals, als es noch die HEW-Cyclassics waren, da bin ich noch mitgefahren. Ich gebe zu, ein Grund für meine Nichtteilnahme ist tatsächlich der Sponsor. Für den Moorburg-Bauer und Umweltverschmutzer aus Schweden will ich nicht fahren. Hey, ich beziehe nicht mal mehr Strom von denen. Diese Kritik an Hamburgs Haus- und Hofstromlieferanten äußerten auch Andere — und zwar sehr bildlich mit einem Transparent am Fischmarkt, mit Flyern in der Masse oder gar Atommüll in der Innenstadt. Die Radler werden sich wohl kaum darum gekümmert haben, aber vielleicht konnten die Passanten ein wenig sensibilisiert werden? Wobei: Der Stromlieferant hat jedenfalls in diesem Jahr wieder bunte Rasseln verteilt, um Krach zu machen (auch ein Kritikpunkt bei Twitter) — damit sind die Hamburger dann zufrieden gestellt. Man kann sie ja so leicht besänftigen …

Ein weiterer Grund warum ich übrigens nicht an den Cyclassics teilgenommen habe, ist die Tatsache, dass es nicht mehr das ist, was es mal war. Als man noch unter der Fahne der HEW fuhr, gab es zu einem moderaten Preis eine tolle, abgesperrte Strecke, am Abend davor ein Pastaessen, ein T-Shirt und — auch wenn es blöde ist — einen ganzen Sack voll Werbemittel. Als ich das letzte Mal dran teilnahm, war der Sack recht leer. Ich hörte später, dass das T-Shirt nur noch gegen Geld verfügbar wäre und dass die Pastaparty, die wohl nicht mehr auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz, sondern in einem hiesigen Verlagshaus stattfindet, auch nicht mehr so prickelnd wäre. Kostet die gar mittlerweile etwas? Ich weiß es nicht.

Es wurden außerdem zu viele Fahrer zugelassen. Den Veranstalter wird es gefreut haben, dass die Jedermänner wie die großen Fahrer an einem Rennen teilnehmen wollen. Aber darunter litt schon die Qualität. Zu viele Möchtegern-Champions, die keine Ahnung haben, wie man sich in so einer großen Masse verhält. Es kam immer öfter zu Unfällen, mir flogen leere Getränkeflaschen um die Ohren — was echt gefährlich ist! Außerdem wurde es immer teurer. Unterm Strich wurde bei den Cyclassics immer weniger geboten, dafür musste man jedoch immer mehr bezahlen. Und das, wo sie doch einen so großen Sponsor haben.

Dennoch: Glückwunsch allen Teilnehmern, die es sicher ins Ziel geschafft haben und eventuell sogar eine Bestzeit haben fahren können.