Die richtigen Freunde muss man haben

Tja, Sammelleidenschaft ist nicht gleich Sammelleidenschaft. Streicht das. Die Leidenschaft ist schon gleich, es kommt nur darauf an, wer sammelt — dann entscheidet sich auch, was mit einer Sammlung passiert.

Sagen wir, man ist lange Jahre Vorstandsvorsitzender eines regierungsnahen Zeitungsverlages. Als solcher hat man nicht nur Millionen, um Exponate zu sammeln, man hat auch die richtigen Freunde. Diese Freunde, erst einmal an der Macht in einer Stadt wie Hamburg, ermöglichen es einem dann, für ’n Appel un‘ Ei den wunderschönen Kaispeicher B in der vom machthabenden Senat ohnehin stark gepuderten HafenCity zu erwerben und in ein (fragwürdiges) Museum umzugestalten.

Ein anderer Sammler hat nicht solche Freunde. Günter Zint hat wohl keine Freunde „da oben“. Der Fotograf hat mit seiner Sammelleidenschaft dem Stadtteil St. Pauli ein Museum beschert. Das ist Hamburger Geschichte! Nicht irgendwelche Marine- und Militärgeschichte …

Zint war nicht im Vorstand eines bestimmten Zeitungsverlags, hatte aber auch etwas mit Zeitung am Hut. Ende der 1960er gründete er die St. Pauli-Nachrichten, die zu dem Zeitpunkt noch keine Sexpostille war, sondern sich eher als eine linke Boulevardzeitung verstand. Und da haben wir den Fehler. Ja, hätte Zint mal etwas mehr fürs rechte Lager geschrieben. Vielleicht hätte die Kulturbehörde dann jetzt auch ein wenig Geld für ihn übrig und könnte das Sankt Pauli Museum vor dem Aus retten. Ende September wird das Gedächtnis St. Paulis aufgelöst und ausgelöscht. Für das Stadtteil-Museum wird kein schickes historisches Kontor in Hamburgs teuerster Lage auf Stadtkosten renoviert und bereitgestellt.

Man muss eben die richtigen Freunde haben. Ob man etwas von „Wert“ sammelt, das von der Stadt unterstützt wird, das entscheidet der Grad der Vetternwirtschaft. Egal, ob das Gesammelte ein Stück Hamburgischer Geschichte ist.

Das St. Pauli Museum hätte wohl eine Überlebenschance, wenn es laut, schrill, knallig, penetrant aufdringlich wäre, wenn dann jemand von „da oben“ in dem kleinen Museum einen „Leuchtturm“ sähe. Bekanntlich werden die in Hamburg mit (dem nicht mehr vorhandenen) Geld überschüttet …