Jamie verfolgt

Jamie Cullum - The Pursuit

Bewertung: 4 von 5

Oh, auf die CD habe ich mich richtig gefreut. Lange war es her, dass das „Enfant terrible“ der Jazz-Musik (mit Pop-Einschlag) etwas von sich hat hören lassen. Ich nenne ihn Enfant terrible, weil er mich immer an Jamie Oliver erinnert, der den selben Titel in der Rubrik „Kochen“ hat. Einfach, weil beide wild, jung und rotzig sind. Und: Heck, die stammen sogar beide aus Essex.

Was bietet der 30-jährige Brite auf seiner fünften Studio-Scheibe The Pursuit? Antwort: Einen ausgewogenen Mix.

Die CD fängt jazzig und klavierlastig an. Cullum spielt und man wähnt sich in einer schicken Bar, irgendwo über der Stadt, der Bass brummt und das Beim geht schnell mit. Dann geht plötzlich das Licht an und die Big Band steht mit Blasensemble da.

Die erste Auskopplung I’m All Over It ist zurecht das erste Lied, dass auf das Publikum losgelassen wird, da es einfach ein Gute-Laune-Lied ist. Weniger Big Band, dafür mehr Chor im namengebenden Refrain. Gute-Laune, obwohl es doch um eine Trennung geht – aber die hat er wenigstens gut überstanden. Also hat Jamie auch gut lachen. Wheels, das dritte Lied auf der CD, ist übrigens auch so ein Stück, bei dem unweigerlich den Kopf nickt, obwohl es ruhiger ist, als sein Vorgänger.

Mit If I Ruled The World, I Think, I Love und Not While I’m Around (das ich vom Sweeney Todd-Soundtrack kenne und schätze) bringt Cullum etwas Ruhe in den Silberling hinein. Auch das mir irgend woher bekannt vorkommende Love Ain’t Gonna Let You Down ist ein ruhiger, aber vor allem „schmusiger“ Track. Ja, ich gestehe: den mag ich gerne.

Irgendwie seltsam, weil völlig anders sind We Run Things, das echt schräg anfängt, sich dann aber noch etwas fängt. Mir ist es zu unruhig und düster. Ist eine Atmosphären-Sache. Music Is Through, das mit sieben Minuten längste Stück, fällt ebenfalls aus dem Rahmen. Jazz kann ich hier nicht mehr viel ausmachen. Der Bass stört doch arg. Zudem „bricht“ das Stück für meinen Geschmack zu sehr. Schnell, dann nichts, schon geht es weiter. Zu sehr „Elektro“ für meinen Geschmack. Nicht so dölle.

Zum Schluss gibt es noch zwei „Cool-downer“ mit Gran Torino und Grace Is Gone, die beide sehr ruhig, fast einschläfernd sind. Ich stehe mehr auf die mitreißenden Stücke von Jamie Cullum.

Unterm Strich aber eine tolle Scheibe, die jedem Cullum-Fan gefallen müsste.

Jamie Cullum kommt 2010 nach Deutschland. Freuen dürfen sich die Berliner (31. Mai), die Kölner (2. Juni) und die Hamburger (3. Juni) auf den Briten am Klavier.