Sonderbehandlung

Seit Wochen ist es in Hamburg verflixt kalt. Es hat geschneit, die Menschen sind auf dem Schnee rumgelaufen, haben ihn platt- und glattgetreten. Überall in der Hansestadt hat sich das Eis breitgemacht. Und seien wir mal ehrlich, Hand aufs Herz: die Stadt – resp. die Stadtreinigung – hat völlig versagt. Es wurden die Hauptstraßen für die Autos geräumt und gesalzen, doch Nebenstraßen, Fuß- oder Radwege ließen die Stadtreinigung kalt. Da wurde nichts gemacht.

Mit einer Ausnahme!

Der Parlamentspräsident der Hamburgischen Bürgerschaft hat die Sache in die Hand genommen und seine kleine Wohnstraße räumen lassen. Mit großem Aufgebot. Mancher würde es Initiative nennen, mancher Amtsmissbrauch, der Präsi nennt es selber Nächstenliebe. Na schön, so hat er es dann doch nicht genannt — ich dachte nur wegen des Cs im Parteiname. Aber so war es gedacht — sagt er. Nachdem man ihn erwischt hatte. Den Räumdienst habe er natürlich nur für die Menschen im benachbarten Gemeindehaus gerufen. Dann aber richtig. Bis nach ganz oben hat er sich durchtelefoniert. Man hat ja die Nummern. Man kennt sich.

Nachdem die Aktion bekannt wurde, wurden mal eben 1.000 Euro ans Rote Kreuz gespendet. Wieso? Angeblich habe er den Dienst doch gar nicht für sich gerufen. Doch so was wie „schlechtes Gewissen“? Kann doch nicht sein.

Heute dann die Erkenntnis — nach langem Schweigen —, dass das Handeln wohl ein bisschen anmaßend war. Oder dumm, dass er seine Straße erwähnte. Immerhin ging es ihm doch um alle Straßen Hamburgs! Ja-ha. Und einen persönlichen Vorteil wollte er auf gar keinen Fall davontragen. Nei-hein. — Und wieso die 1.000 Euro? Und das lange Schweigen?

Dass ein Rücktritt nicht in Frage käme — war im Voraus klar …

Es geht doch — irgendwie

JungfernstiegInteressanter Nebenschauplatz: Während in ganz Hamburg Fuß- und Radwege nicht geräumt wurden, sich die Hamburger alle Gräten gebrochen haben und die Öbersten zum Thema Radwege sogar so herablassend und dumm behauptet haben, Radwege seien nicht verkehrswichtig, musste ich schon seit einiger Zeit feststellen, dass ein Radweg sehr wohl geräumt wurde. Nicht erst jetzt, sechs Wochen nach dem Nichtstun und einem plötzlichen Hauruck-Verfahren (Nun muss aber mal was passieren. Wir haben mal was für euch Bürger getan. Ging ja nicht an das. Bitte feiert uns jetzt …), sondern bereits seit einigen Wochen. Der Radweg am Jungfernstieg, hin zur Binnenalster, der wurde geräumt, gefegt, gesalzen. Und ich habe mich stets gefragt „Warum?“.

Das ist nun wirklich einer der unwichtigsten Radwege! Wer fährt denn da?? Lustigerweise wurde der Fußweg nebenan so gut wie nicht geräumt. Das nenne ich mal verkehrte Welt!