USFO

Ganz ehrlich? Ich kann mit diesen Castingshows 0,0 anfangen und frage mich immer wieder, wieso in drei Teufelsnamen, die — nicht nur in Deutschland — so einen Erfolg haben!? Doch dann fällt mir Andy Warhol und sein Ausdruck von den 15 Minuten Ruhm ein. Der Wunsch nach diesen 15 Minuten Ruhm scheint sehr stark verankert zu sein im Menschen. Anders kann man sich die vielen, vielen Leute nicht erklären, die, ruft ein Sender dazu auf, brav zur Schlachtbank laufen. Und auf der anderen Seite hocken die angespannt vorm Fernseher, die sich nicht ins Rampenlicht trauen, aber auch von den 15 Minuten träumen. Soll ihr Favorit für sie den Ruhm leben. So kurz er auch sein möge.

Vor einigen Monaten lief der Film „Fame“ in den Kinos. Ein Remake eines Films von 1980. Ich kann mich noch daran erinnern, was es damals für einen „Hype“ um den Film gab — auch wenn es so zu der Zeit nicht genannt wurde. Der hatte echt Erfolg. Es gab sogar eine anschließende TV-Sendung um die Schule mit den talentierten Schauspielern, Tänzern und Sängern sowie ihren Ängsten und Sorgen. Die Neuauflage ist — soweit ich das weiß — gefloppt.

Als ich das erste Mal von dem Film hörte, kam es mir ebenfalls nur sauer hoch. Castingshows haben solchen Filmen den Ruf versaut. So war der erste Gedanke auch: Wieder so untalentierte, nur ihres Aussehens wegen gecasteten Leute… — Keine Ahnung, ob es in dem Fall ungerecht ist — aber der Eindruck ist da: Was sich auf der Mattscheibe tummelt ist untalentiert, wird aber von den Medien gepusht, nur um nach der Aufregung fallen gelassen zu werden. Wer erinnert sich noch an den Superstar vom letzten Jahr? Und wo tritt der „Star“ vom vorletzten Jahr heute auf? Die Menschen werden schnell vermarktet, ausgenutzt, weg geworfen — und sie lassen es über sich ergehen, da sie auf der Suche nach ihren 15 Minuten sind.

Oslo

In den letzten Wochen ist wohl die Suche im Fernsehen ausgetragen worden, wer Deutschland beim Eurovision Song Contest in Oslo vertreten soll. Das Interesse auf meiner Seite wäre größer, würde ich einer Ameisenkolonie beim Bau ihres Ameisenhügels zuschauen. Gestartet von Null.

Nun habe ich aber gestern das zweifelhafte „Vergnügen“ gehabt, Ausschnitte von der mit GEZ-Gebühren finanzierten Castingshow zu sehen. Keine Ahnung, wie die Kandidaten davor waren, habe auch nur wenige Momente der beiden Finalistinnen mitbekommen — und dann natürlich heute in jedem Medium den Hinweis auf die Gewinnerin. *gähn* In diesen kurzen Momenten, in denen ich beide Kontrahentinnen habe … öhhh … singen gehört, wusste ich sofort, wer gewinnen würde. Ich sah zuerst die mit dem J am Anfang und dachte mir, die hat ja noch so was wie eine Stimme. Dann kam die andere Kandidatin mit dem L auf die Bühne und es war klar, dass sie gewinnen würde. Heute habe ich dann noch mal das Lied gehört und mein Eindruck von gestern wurde bestätigt: die kann ja kein Stück singen! Also wieso wurde die gewählt? — Ach so, wegen ihres süßen Aussehens. War ja klar. Und so kam es auch.

Die ZEIT hat einen netten Beitrag zu dem Thema geschrieben. Dort wird der Zirkus etwas besser beleuchtet als hier. Die haben sich das wohl auch angeschaut und so weiß man dort, dass beide Finalistinnen am Ende nur noch lala gesungen haben. Vorher muss wohl mehr Qualität vorhanden gewesen sein. Keine Ahnung.

Dabei gefällt mir der abschließende Satz so gut:

Denn so charmant, frech und intelligent wie Lena Meyer-Landrut sind Deutschland, sein Pop, seine Jugend noch lange nicht.

Gemeint ist, dass der Sender die „Qualität“ bewusst am Ende runtergezogen hat, um auf das Niveau des Eurovision Song Contests zu gelangen. Ist das echt so mies heutzutage? Als kleiner Stepke war das noch was, aber ich glaube als Deutschland nur noch auf den letzten Plätzen zu finden war, sich mein Musikgeschmack eh in eine andere Richtung als „Schlager“ entwickelt hatte und ein Nussecken-Fan Deutschland vertrat — da hörte das Interesse endgültig auf, die Zeit mit solchen Dingen zu vergeuden.

Vielleicht bin ich aber auch nur kein Fremdschämer … Singen kann die Gewinnerin aber trotzdem nicht.