Da dachte man noch, die Diskussion sei nun endlich vom Tisch, doch im Hinterzimmer wird fleißig weiter gemauschelt. Es geht um den Umzug der Hamburger Uni auf den Kleinen Grasbrook. Eine Idee, die ich schon immer als schwachsinnig empfand. Die Uni ist an ihrem jetzigen Standort gewachsen. Die Uni gehört dorthin. Nicht irgendwo an den Rand, Hauptsache es ist schick dort. Uhh, wir haben eine Uni mit Blick auf die Elbe. Kommt zu uns, wir sind toll. Augenwischerei.
Nun wird darüber nachgedacht — mal wieder —, nur Teile der Uni auf den Kleinen Grasbrook zu transplantieren. Allen voran Hamburgs Wissenschaftssenatorin. Naturwissenschaft und nun auch Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sollen umziehen. Das wurde mal eben hinter verschlossenen Türen beratschlagt und dann präsentiert. Gut, ganz durch ist es noch nicht, aber die Politik hätte das schon ganz gerne …
Mittlerweile ist sogar die Wirtschaft nicht mehr geschlossen auf der Seite der Politik. Die Handelskammer rechnet zudem vor, dass der in dem Hochwassergebiet notwendige Tiefbau alleine eine Milliarde Euro kostete. Anscheinend haben gewisse Politiker das eigene Stadt-Portemonnaie nicht so ganz im Blick. Eine Milliarde dürfte dort nicht drin sein. Man kann kein Geld ausgeben, das man nicht hat!
Wobei … — Böse Zungen haben schon immer behauptet, dass der Uni-Umzug nicht nur aus Prestige-Gründen erfolgen sollte, sondern auch, weil dann diverse Filetstücke frei würden, die man wieder prächtig zu hohen Preisen verschachern könnte. Ob da eine Milliarde (die nur für die Tiefbaumaßnahmen wären — da käme noch eine ganze Ecke mehr Kosten hinzu) bei herausspringt, weiß man nicht. Aber so manche Tasche würde sich sicher darüber freuen.
Der Teilumzug jedenfalls würde schon mal ein recht großes Stück besten Baulands mitten in Eimsbüttel freimachen, ganz in der Nähe der Alster. Die Naturwissenschaften, als zusammenhängender Bereich, würden ein prächtiges Areal für schicke Eigentumswohnungen und Büros — davon kann man bekanntlich nie genug haben — abgeben. Warum die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften umziehen sollen, liegen deren Gebäude doch mitten auf dem erschlossenen Campus, ist nicht ganz klar. Dürfte schwieriger sein, diese zu verkaufen. Also zieht hier nur das Prestige-Modell. Die lieben Wirtschaftswissenschaftler sollen an die Elbe ziehen, damit sie in einer „tollen, modernen Umgebung“ studieren können. Gut, das kostet dann vielleicht etwas mehr an Studiengebühren, aber die Elite hat es ja. Zumal das ewig wiederholte Standard-Argument auch hierfür gelten würde: Wenn wir erst einmal den Standort haben, ziehen wir damit Fantastilliarden von internationalen Studenten an. Die alle uuunbedingt in Hamburg studieren wollen.
Wie wäre es, die Lehre an sich zu verbessern und nicht die Aussicht aus dem Seminarraum?