Mülltrennung in Hamburg

Irgendwie hat doch alles im Leben seine zwei Seiten — mehr sind unwahrscheinlich, aber auch schon vorgekommen. Als ich vor Jahren, da war Ottsensen noch nicht hipp und angesagt, hierher zog, stand ich vor meinem Mülleimer in der Küche und sah, dass sich der Teil mit den Plastikfolien und Verpackungen füllte, der andere Bereich, der für den Restmüll, hauptsächlich Teebeutel und anderen organischen Abfall enthielt. Also fragte ich bei meiner Hausverwaltung an, ob wir zur schwarzen Restmüll- und der gelben Tonne nicht auch eine braune Tonne bekommen könnten. Da wurde ich ausgelacht. Was etwas seltsam ist, wenn man von seiner Hausverwaltung ausgelacht wird.

Am anderen Ende der Telefonleitung sagte man mir, dass sich eine braune Tonne für Bio-Müll nicht lohnen würde. Aus Erfahrung wisse man — und mittlerweile kann ich das ebenfalls bestätigen —, dass die Mieter zu doof sind, um den Müll zu trennen. Der Normalbürger ist schon völlig damit überfordert, seinen im Haushalt anfallenden Müll in die Kategorien „Plastik, Aluminiumfolie, -verpackung, Styropor“ auf der einen Seite und „der Rest“ auf der anderen Seite zu trennen. Dem jetzt noch eine dritte Tonne zuzumuten, das wäre rausgeworfenes Geld.

Zunächst wollte ich es nicht glauben, doch wie bereits oben angeschnitten, musste ich unlängst feststellen, dass die Bewohner um mich herum tatsächlich zu doof zum Mülltrennen sind. Was da alles in der gelben Tonne landet … Dabei steht es mit Bildern beschrieben im Deckel der gelben Tonne drin!

Vier Mülltonnen sollt ihr sein

MuelltrennungHamburgs Umweltbehörde will am 1. Januar 2011 Mülltrennung zur Pflicht machen. Dann stehen nicht mehr eine, bzw. zwei Tonnen im Keller (oder wo auch immer), sondern vier Tonnen: Bio-Müll, die gelbe Tonne, Papier und Restmüll.

Im Prinzip eine sehr löbliche Aktion. Wären da nicht die blöden Bürger, die nicht verstehen, wie man den Müll trennt. Ich möchte wetten, dass viel Plastik in der Papiertonne landen wird, Metall in der Biotonne und weiterhin Hausstaubsauger oder Teppiche in der gelben Tonne. Das ist die erste Augenbraue, die kritisch in die Höhe schnellt.

Die zweite erhebt sich, wenn man hinterfragt, warum das mit der Mülltrennung gemacht wird. Es riecht nämlich stark nach Aktionismus und Image-Politur. Zwei Gründe, aus denen man eigentlich nicht Mülltrennung machen sollte.

2011 steht vor der Tür und man möchte dem PR-Gag Aufkleber „Umwelthauptstadt“ gerecht werden. Ja, man hat Moorburg vor der Tür und man holzt wild Bäume ab, pflastert die Stadt wie noch nie zuvor zu — aber irgendwas muss man doch machen, um dem schicken Namen „Umwelthauptstadt“ *hmmm* gerecht zu werden. Schaut man sich den Städtevergleich in Sachen Mülltrennung an, steht Hamburg im bundesweiten Vergleich hinten an. Und das als „Umwelthauptstadt“ (ich kann es einfach nicht ohne Anführungszeichen schreiben …).

Mülltrennung ist ohne Frage gut. Nur hapert es beim Bürger mit dem Know-How und ansonsten wirkt die Aktion auch nur wieder wie ein kosmetisches Pflaster auf dem nicht-grünen Gesicht der Hansestadt. Was schade ist. Wieso wurde so was nicht schon früher in Angriff genommen?

Befürchtungen

An anderer Stelle wird befürchtet, dass die Aktion zu Mehrkosten bei den Mietern führen wird — was die positive Einstellung zum Mülltrennen sicher mindern dürfte. Irgendwo müssen die Tonnen schließlich stehen. Ist kein Platz vorhanden, muss dieser geschaffen werden. Das könnte im Endeffekt als Modernisierungskosten auf die Mieter abgewälzt werden.

Mülltrennung in Hamburg hat seine zwei Seiten.

Kommentare (4)

  1. Markus Merz schrieb:

    Man müsste mal wieder dem Thema Müllverbrennung in Hamburg hinterher recherchieren. Ich habe da nämlich eine Erinnerung im Hinterkopf, die mir erzählt, dass bei zu viel Feuchtigkeit im zu verbrennenden Müll Altpapier hinzu gegeben (gekauft?) wird.

    Sonntag, 7. November 2010 um 18:05 #
  2. Rob schrieb:

    wird aber auch zeit! ich bin für die mülltrennung!

    Mittwoch, 17. November 2010 um 10:35 #
  3. Blinkfeuer schrieb:

    Eine pappvolle blaue Papptonne wuchtet aber niemand mal eben aus dem Keller. Das ist Unfug, die zu verteilen.

    Montag, 22. November 2010 um 00:24 #
  4. Sebastian schrieb:

    Wie ist denn die aktuelle Entwicklung der Mülltrennung in Hamburg? Das Thema und die Entwicklung würde mich interessieren. Vielleicht weiß jemand etwas mehr darüber!

    Montag, 19. September 2011 um 20:26 #