Bereits zum zweiten Mal wurde ich in Die 2te Heimat eingeladen. In ehemaligen Stallungen an der Max-Brauer-Allee (gegenüber vom Stuhlmann-Brunnen) haben sich Thomas Gisiger und Andreas Löher eine zweite Heimat geschaffen. Eigentlich stammen sie ja auch Düsseldorf, seit drei Jahren sind sie in Hamburg. An diesem Abend gab es das Stück „Darf’s ein bisschen mehr sein?“. Ich sah aber auch schon das Ein-Mann-Stück „Zum Ersten – zum Zweiten – zum Glück“.
Die Gäste des Theater-Salons treffen sich eine knappe Stunde vor dem Stück. In angenehmer Atmosphäre steht oder sitzt man im Foyer, trinkt einen Prosecco, ein Wasser, einen Saft (diesmal Quitte oder Rhabarber) oder passend zur Jahreszeit einen warmen Punsch. Meine Gastgeber sind mittlerweile wohl schon so was wie Stammgäste und wurden entsprechend herzlich (also noch mehr als ich Frischling) vom kaumännischen Leiter Löher begrüßt.
Irgendwann steht Löher dann auf einem Stuhl und erzählt die Geschichte des Hauses. Danach wird in den kleinen Theatersaal gebeten. Die Plätze sind alle reserviert.
Erst Theater
Bei dem Stück an diesem Abend geht es um das Feinkostgeschäft Schiller. Herr Schiller (Thomas Schultz) ist Leiter der Supermarktfiliale, in der er auch schon als Junge gearbeitet und in der er später seine Frau kennengelernt hat. Außerdem spielt noch der Sicherheitswachmann Dürrenmatt (Thomas Gisiger) mit. Der gute Mann war früher Schachtwächter und nun wacht er über Menschen. Aber sich unterhalten darf er nicht, das verbietet Herr Schiller.
Dem Geschäft geht es schlecht und so muss eine Lösung zur Rettung des Supermarkts gefunden werden. Beide Männer gehen mit anderen Ansätzen an diese Aufgabe heran.
Schultz und Gisiger spielen in dem Stück von Katrin McClean noch weitere Rollen, alle mit viel Witz und Liebe. Schnell schließt man die beiden Hauptcharaktere ins Herz und lässt sich eine gute Stunde köstlich unterhalten. Ich habe viel gelacht oder einfach nur gerührt gegrinst. Der abschließende Applaus war lange — und das absolut gerechtfertigt. Als das Licht anging, sah ich auf jedem Gesicht im Saal ein fröhliches Lächeln. Ich habe mich einfach wohlgefühlt.
Das leibliche Wohl
Doch das kleine Theaterstück ist nur der Aperitif. Danach laden Schiller und Dürrenmatt in den Nebenraum. An einem langen Tisch nehmen die Gäste Platz und es gibt ein Drei-Gänge-Menü. Diese Menüs variieren von Stück zu Stück. Derzeit gibt es fünf Bühnenstücke und einige Sonderprogramme, wie z.B. an einem Adventssonntag Gebäck, Waffeln, Weihnachtsgeschichten und Weihnachtsjazz.
Es gab diesmal eine würzige Tomatensuppe mit Basilikum und Schafskäse als Vorspeise. Danach führten uns Schiller und Dürrenmatt, die uns den Abend über bedienten, in andere Geschmacksrichtungen. Was sich die Schweizer so unter Asiatisch vorgestellt haben
, meinte Schiller, alias Schultz, und servierte Riz Casimir Hähnchenfilet-Geschnetzeltes in Curry-Sahnesauce am Reis mit diversen Gemüse. Zum Abschluss gab es „Die hängenden Gärten von Wellingsbüttel“, was eine Vanille-Mascarponecreme mit Mango- und Himbeerpüre war.
In der kleinen Küche muss es hoch hergehen, wenn bis zu 70 Gäste bedient werden. Bei uns waren es nur 26 Theatergänger, die lecker essen wollten. Dabei nimmt die 2te Heimat auch auf Sonderwünsche Rücksicht. Aus gesundheitlichen Gründen muss ich derzeit auf Fett verzichten — also wurde entsprechend für mich gekocht, z.B. die Curry-Sahnesoße weggelassen. Beim Nachtisch bekam ich im Gegensatz zu allen anderen einen exotischen Obstsalat mit Mango- und Himbeerpüree und Krokant. Aber auch wer unter Gluten-Unverträglichkeit leidet, wird entsprechend bekocht. Man muss nur bei der unbedingt notwendigen Reservierung Bescheid geben.
Danach lassen die Gäste den Abend bei Kaffee, Espresso oder schweizerischen Spirituosen ausklingen. Wir standen kurz davor mit dem Besen rausgekehrt zu werden, so wohl haben wir uns gefühlt.
Fazit
Wer kleines, herzerwärmendes Theater in Kombination mit leckerem Essen in einer gemütlichen, intimen Atmosphäre mag, der kommt in der 2ten Heimat voll auf seine Kosten. Außerdem kann man im so genannten „Emotionalienraum“ Dinge kaufen, die das Leben schöner machen
.
Nils, 19.12.2010