Anfang Mai letzten Jahres führte mich mein Weg nach London. Beim Umhergehen stolperte ich über das Odeon im Stadtteil Westminster. Hier hingen die Filmplakate aus. Darunter auch ein Plakat mit einer Krähe, die eine Bombe um den Hals hatte. Wie hieß der Film? Das war Four Lions von Regisseur Christopher Morris. Dazu noch ein paar Standfotos vom Film und das Interesse war geweckt.
Weil ich schlicht davon ausging, dass es den Film, so obskur er sich anließ, nicht in Deutschland geben würde, kaufte ich mir vor einigen Tagen den Film in Großbritannien. In dem Film geht es um vier Männer aus Sheffield, die für den „Heiligen Krieg“ Selbstmordanschläge planen. Wäre es ein deutscher Film, wäre er tragisch, düster, problematisch, aufklärend, mit dem erhobenen Zeigefinger wedelnd. So sind die Deutschen eben.
„Four Lions“ ist jedoch ein britischer Film und somit bietet er etwas, das es hierzulande nicht (oder kaum) gibt: Humor. Bitterschwarzen Humor. Ein ernstes Thema, aber in so frecher, so lustiger Form dargeboten, dass man all den Schrecken vergisst. Morris schafft es zwar, den Zuschauer am Ende wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen — jedoch nur, um danach erneut den Zuschauer zum Lachen zu bringen.
Wie es der Zufall nun will, hatte ich den Film kaum in den Händen, da kam auch schon die Meldung rein, dass ein CSU-Mensch den Film in Deutschland verbieten möchte. Solch einen Film könne man angesichts der aktuellen Terrorgefahr
nicht zeigen. Damit würde man nur Öl ins Feuer gießen. — Womit wir wieder bei dem Thema sind: Der Deutsche an sich hat keinen Humor.
Der deutsche Politiker hat ihn auch nicht. Was er hingegen hat, das ist das Panikmacher-gen. Immer wieder von Zeit zu Zeit wird Panik unter den Schäfchen geschürt, auf dass diese ihre kleinen, zerbrechlichen Hälse nach oben, zu den Politikern richten mögen. Nur die gewählten Volksvertreter (resp. die, die es gerne werden wollen) können die Schäfchen retten. Dazu muss aber auch schon mal das Heulen des Wolfes zu hören sein. Notfalls heult man eben selber …
Ich sage, den Film kann man sehr wohl zeigen. Aus diversen Gründen. Zum einen haben wir da die Tatsache, dass er so klein und „independent“ ist, dass eh kaum einer der deutschen Kinogänger den Weg in „Four Lions“ findet. Die sind alle derzeit damit beschäftigt, die Kröte 3D zu schlucken. „Four Lions“ kommt im guten 2D daher. Schließlich kommt es auf die Geschichte und die Witze an.
Außerdem sollte man nicht den Schwanz einziehen und einer „Terrorgefahr“ nachgeben. Als ob auf einmal in jeder Stadt, in der der Film gezeigt wird, Bomben als Vergeltung in die Luft gingen. Wenig wahrscheinlich. Ist meines Wissens auch nicht in Großbritannien so passiert.
Ich bin der Meinung, dass eine der wertvollsten Eigenschaften eines Menschen die ist, Humor zu haben. Am meisten schätze ich die Menschen, die auch noch über sich selber lachen können. Aber der Deutsche lacht mit seinen „Comedians“ am liebsten über „die Anderen“ (nicht über sich selbst). Immer schon unter die Gürtellinie. Das gefällt dem deutschen Michel. Müsste „Four Lions“ dann nicht gefallen? Nein, nicht wirklich.
Die Thematik des Terroranschlags ist da, bis zum Ende, aber die Ausführenden sind so tollpatschig, so dumm und dabei auch so menschlich, dass man keine Angst vor ihnen hat. Man mag sie. Okay, die Person des Barry vielleicht nicht so sehr …
Man hat also keine Angst vor den vier vermeintlichen Bombern. Ja, klar dass das dem CSU-ler nicht schmeckt. Lieber das Bild zeichnen, dass Heerscharen von Extremisten auf Vergeltungstour nach Deutschland pilgern und für einen britischen (!) Film Rache nehmen. Ich weiß nicht, ob ich das nun dumm oder Zensur nennen soll? Oder aber doch schlau …