Beim Plausch mit Herrn S. kamen wir auf das Thema wie sich Hamburg rasend verändert. Vor einigen Tagen ging ich durch die Große Bergstraße in Altona und war erschrocken. Die Südseite, also die auf der das schwedische Möbelgeschäft seine Burg errichten wird, ist schon voll durchgentrifiziert.
Da haben wir die schicke Bio-Ladenkette, die in der Schanze noch mit eingeschlagenen Scheiben zu kämpfen hat. Außerdem findet sich dort ein Geschäft für Mac-Computer und -Zubehör, ein Edeka, einer dieser Einrichtungsläden für Damen des mittleren Alters … — so langsam wird das Geschäftsmilieu immer hochpreisiger. Einen Penny wird man da nicht lange sehen.
Herr S., der schon lange in der Gegend wohnt, wusste zu berichten, dass die Leute, die jetzt durch die Große Bergstraße wandern, ein anderes Klientel bilden, als noch vor einigen Jahren. Das kommt wohl von den Anwohnern im durchsanierten Betonmonster in der Großen Bergstraße. Außerdem erzählte er die Geschichte von dem Tabakladen, der schon über 40 Jahre dort ansässig war, nun aber aufgegeben hat. Die Mieten sind einfach zu hoch geworden.
Die Große Bergstraße ist jetzt schon Ottensen.
Lasst Ikea kommen, das ist gut für die Gegend, die Große Bergstraße wird davon profitieren!
, so lockte man damals und redete die Tatsachen schön. Die Einzigen, die von dem Möbelhaus profitieren, das sind die Vermieter. Ganz bestimmt nicht die kleinen Gemüseläden, das kleine Reisebüro, das Münzgeschäft oder die Spielhalle. Von denen müssen wir wohl demnächst Abschied nehmen.
Bürgerbeteiligung Neue Mitte Altona? Ein Witz!
Von der Großen Bergstraße bewegten wir uns gesprächstechnisch weiter gen Westen und kamen an dem Gelände an, das zur Neuen Mitte Altona werden soll. Herr S. sagte, er und seine Frau hätten heute (!) jeweils einen großen Brief im Postkasten gehabt, der zur Bürgerbeteiligung in Sachen Neue Mitte Altona einlud. Veranstaltungsdatum: heute, 19h. … Noch Fragen?
Schön auf Hochglanz, die typische Hamburger CI — aber Einladungseingang und Veranstaltungstermin waren an ein und dem selben Tag.
Klar, man kann sich hinterher hinstellen und reinen Gewissens behaupten, man habe aber doch so-und-soviele Bürger aufgefordert an der Gestaltung des neuen Stadtteils teilzunehmen! Joa, wenn die nicht kommen, dann ist das doch nur deren Schuld. Hatten wohl alle kein Interesse an Mitsprache und so.
Bürgerbeteiligung ja — aber nur für die Menschen, die rechtzeitig von der Arbeit kommen, ihre Kinder kurzfristig woanders unterbringen können und einfach mal nur spontan sind.
Alle Anderen … Schade auch.