Der Hipster

Manchmal kommt es vor, dass man ein Wort immer und immer wieder hört. Man selber benutzt es nicht, aber schon hat es sich im Kopf eingenistet. Da fragt man sich doch lieber schnell, woher das Wort stammt, was es bedeutet — bevor man einen Fehler macht.

Der Begriff, der in letzter Zeit öfter in meinem Umfeld wie ein PopUp-Fenster auftaucht, ist der „Hipster“. Was ist das, das so oft in letzter Zeit benutzt wird? Ich habe den Begriff zuvor zwar gekannt, aber nie eingesetzt, niemanden so betitelt. Aus diesem Grund ein kurzer Überblick über den Hipster damals und heute.

Wenn jemand — in meiner Umgebung — „Hipster“ sagt, dann ist das stets mehr oder weniger ausgespuckt. Wie ein Schimpfwort, wird es diesen oder jenen Männern (vermutlich gibt es keine weiblichen Hipster) hinter deren Rücken hinterherrufen.

Der Hipster damals

Zunächst einmal: Der Begriff von damals unterscheidet sich enorm von dem heutigen. Wikipedia schreibt über den Hipster, er sei ein Angehöriger einer Subkultur, die man vornehmlich in den USA antraf, damals Mitte des 20. Jahrhunderts. Schlagworte wie Ziegenbart, hauptsächlich schwarze Kleidung, Jazz, Bebop und Dichter fallen. In den 1960ern hatten die Hipster anscheinend ihre Hochzeit. Ich habe dabei alte US-Schinken vor Augen, wie z.B. Mr. Hobbs macht Ferien (1962) mit James Stewart. Hier waren die „jungen Leute“ Hipster. Sie trugen enge Hosen, gaben sich „irgendwie französisch“, ließen die Hüften schwingen und lasen Gedichte vor.

Der Hipster heute

Wenn jemand heutzutage Hipster sagt und ich mich umschaue, wer damit gemeint ist, dann sehen diese Männer nicht so aus, wie in den 1960ern. Der heutige Hipster ist „irgendwas in den Zwanzigern“, meistens schlank, trägt Hosen, die in der Kniekehle hängen, dabei aber nicht so weit geschnitten sind, wie die von den Hip-Hopern. Eher eng. Was auch nicht besser aussieht als bei den Jungs von der Hip-Hop-Fraktion. Mein Eindruck immer bei diesen Beinkleidern: „Der Typ hat nichts in der Hose und das sieht man …“

Gerne trägt er einen Pullunder, hat zottelige Haare, Vollbart ist gerade in und muss getragen werden, im Sommer hat er einen ach-so-trendigen Trilby auf dem Kopf — oder eine dieser Schlabbersack-Mützen, die aussehen, als wäre ihnen eine Krake auf dem Kopf gelandet. Hut und Mütze werden natürlich auch gerne im Haus aufbehalten. Auf der Nase trägt er mit Vorliebe eine große, schwarze Brille — weil das so schick retro ist. Dass er damit eigentlich nur doof aussieht und nicht schlau, nicht hip und nicht elegant — das hat ihm aller Wahrscheinlichkeit nach noch niemand gesagt. Auch nicht, dass er alleine durch das Tragen so einer Brille nicht wie durch ein Wunder ein Designer wird (der moderne Hipster macht natürlich irgendwas mit Design und/oder Internet). Im Grunde ist er nur ein Mode-Opfer.

Das ist der Hipster von heute. Er möchte cool wirken, aber das kommt — zumindest bei mir — kein Stück an. Und anscheinend auch bei denen nicht, die dieses Wort so verächtlich ausspucken.

Hipster als Schimpfwort

Heute fragte ich einen Kollegen, wo auf einmal dieses häufig verwendete „Hipster“ herkäme. Seine Antwort war, er benutze das Wort ganz klar als Beschimpfung. Vermutlich haben die heutigen Hipster sich diese Bezeichnung selber gar nicht gegeben, die kommt von außerhalb. Weiter führte der Kollege aus, für ihn diene das Wort „Hipster“ mittlerweile als Ersatz für „Schwuchtel“. An dieser Stelle sei erwähnt, dass das Wort Schwuchtel keine sexuelle Ausprägung des Beschimpften implizieren soll und somit auch nicht in dieser Richtung diskriminierend sein soll. Das tut das Wort Hipster ja auch nicht.

Also: Der moderne Hipster ist sich unter Umständen gar nicht bewusst, dass er einer ist. Dennoch gibt es ein ziemlich deutliches Bild von ihm. Zudem ist es keine Beschreibung für eine Subkultur, sondern schlicht ein Schimpfwort für junge Männer einer bestimmten Berufs- und „Mode“-Gruppe.