Seit heute muss man, will man im HVV-Netz einen Bus betreten, immer vorn. beim Busfahrer einsteigen und seine Karte vorzeigen. Was sonst erst ab 21h galt, gilt nun ganztägig. Mit dieser Vorgehensweise will man dem Schwarzfahren entgegentreten. 2010 soll es 3 bis 3,5 Prozent
Schwarzfahrer gegeben haben. Wieso man hier keine verlässliche Zahl, sondern eine von-bis-Zahl anbringt, ist ein wenig verwirrend.
Der HVV schaut dem Projekt sehr optimistisch entgegen. Ein Test im Raum Bergedorf und Harburg verlief positiv. Die befürchtete Verzögerung beim Einstieg sei nach HVV-Angaben nicht eingetreten. Nur in seltenen Fällen, wenn viele Leute an der Bushaltestelle warteten, dauerte der Einstieg etwas länger.
Widerstand gegen die „vorn. einsteigen“-Regelung
Soweit also die Sicht des HVVs. Nun die Realität: Jedes Mal, wenn ich einen Bus nach 21h betrete und brav meine Abo-Karte vorzeige, habe ich den Eindruck, ich könnte dem Busfahrer auch ein Stück Toilettenpapier oder einen Kassenbon vor die Nase halten — niemals hat sich einer der Busfahrer für das vorgezeigte Dokument interessiert. Oft schauten die Fahrer nicht einmal auf die Karten, sondern ließen ihren Blick traurig aus der Frontscheibe schweifen.
Das mit dem „nur vorn. Einsteigen“ klappte dann auch nur am Altonaer Bahnhof, wo die Busse losfuhren. Unterwegs stiegen dann Leute auch fröhlich in der Mitte des Busses ein.
Vielleicht ändert sich das am Tage? Nun, am 2.3. stieg ich bereits vorn. in den Bus und zeigte mein Karte vor. Dussel, der ich bin, dachte ich, die Regelung würde ab dem 1. März gelten.
Nun hatte der HVV eine Weile vor der Neuerung Eigen-PR betrieben und stets kurz vor der Endhaltestelle mit einer Durchsage auf das neue Ein- und Ausstieg-Verhalten hingewiesen. An dem besagten 2. März fingen die Leute im Bus an, sich darüber zu mokieren. Ältere Männer lachten, das sei Schwachsinn, das würde den Betrieb nur verzögern. Da stimmte dann auch der Busfahrer (!) mit ein und tönte, dass diese Regelung blödsinnig sei und er da nicht mitmachen würde.
Der HVV müsste also theoretisch Aufpasser und Kontrolleure in jeden Bus stellen, die dann ihre Busfahrer überprüfen. Ob das wohl dann den gewünschten Effekt nicht ad absurdum führe? Der lautet nämlich: Mehr Geld einnehmen! Zwar verbucht der HVV regelmäßig Mehreinnahmen, trotzdem erhöht er ebenso regelmäßig zu jedem Jahresanfang die Preise. Sehen wir im Januar 2013 keine Preiserhöhung? Ich bezweifle das ?
Ausnahmen von der „vorn. einsteigen“-Regelung
Ausgenommen von der Regelung sind die Buslinien 4, 5, und 6. Wie sich der Spaß auf die Metrolinien zur Hauptverkehrszeit, besonders im innerstädtischen Bereich auswirken — muss man abwarten. Das Testgebiet, wo alles so toll lief, war immerhin in Bergedorf und Harburg ?
Kommentar (1)
„Wieso man hier keine verlässliche Zahl, sondern eine von-bis-Zahl anbringt, ist ein wenig verwirrend.“ Vielleicht weil Schwarzfahrer keine Fahrkarten kaufen und sich auch sonst nicht melden um erfasst zu werden? Denkzwerg.