Hamburg ist — auch wenn wir uns das immer gerne einreden — nicht das Tor zur Welt, aber es ist ein Tor. So ein Tor ist bekanntlich dafür da, um Dinge hineinzulassen. Ein Aspekt dieses „Tores“ ist ganz klar der Hamburger Hafen. Täglich kommen Waren in die Hansestadt und verlassen sie auch wieder auf dem Wasserweg. Dazu gesellen sich die vielen Touristen in ihren großen Luxus-Sardinenbüchsen, die von der hiesigen Presse penetrant gefeiert werden.
Nicht nur diese Personenpötte werden immer größer, auch die Containerschiffe fassen immer mehr Ware. Dadurch werden sie schwerer, haben tieferen Seegang. Und irgendwann kommen sie nicht mehr unter Überführungen hindurch. Die Rede ist hier natürlich von der Köhlbrandbrücke.
Seit 1974 verbindet diese markante Brücke das Hafengebiet zwischen Wilhelmsburg und der A7. Der Süderelbe-Arm namens Köhlbrand wird von der knapp 3,6 Kilometer langen Schrägseilbrücke überquert. Wenn Flut ist, kommen die größten Schiffe jetzt schon nicht mehr unter der Fahrbahn in 54 Metern Höhe hindurch.
Die Köhlbrandbrücke soll weg — in vielleicht 20 Jahren. Aber weg soll sie. Immer mehr Verkehr unter und auf der Brücke verlangen eine neue Brücke. Das wird das Gesicht Hamburgs empfindlich verändern. Mein erster Gedanke war auch gleich ein spontanes, in meinem Kopf sehr lautes „Nein!“. Da der Hafen jedoch ein so wichtiger Wirtschaftsmotor ist, muss es wohl so sein.
Wie soll die neue Köhlbrandbrücke aussehen?
Die Köhlbrandbrücke ist Teil des Hamburger „Gesichts“. Das Stadtportal der Hansestadt fragte, wie sich die Bürger den Ersatz für das Hamburger „Wahrzeichen Köhlbrandbrücke“ vorstellen. Bis heute (19.6.) konnten Vorschläge eingereicht werden. Bei den Einreichungen ist sehr viel Quatsch dabei. Menschen, die Spaß hatten, sich mit ihrer Bildbearbeitungssoftware zu beschäftigen, haben Dackel oder Gozilla in das Beispielbild retuschiert. Einer war sogar so verrückt und hat die Brücke diesseits und jenseits des Süderelbearms auf Kopien der Elbdisharmonie gepflanzt. Ja, fertig werden sollte die Brücke schon noch …!
Mir ist dieser „Wettbewerb“ (seien wir ehrlich, es ist nur eine Methode Traffic auf die Webseite zu leiten, mehr nicht) erst heute über den Weg gelaufen. Vielleicht, wenn die Aktion im Vorfeld etwas mehr publik gemacht worden wäre, vielleicht hätten sich dann mehr Bürger damit auseinander gesetzt und es wären tatsächlich brauchbare Ideen dabei herausgekommen.
Wollen wir hoffen, dass es in den kommenden Jahren spannende, gelungene, nicht von Kostenexplosionen begleitete Brückenentwürfen geben wird. Entwürfe, die mutig, markant und dennoch hanseatisch sind. Ich will da keinen „tanzenden Brückentürme“ sehen! Also bitte nicht wieder blind dem Haus-und-Hof-Architekten des vorherigen Senats den Zuspruch geben. So ein lächerlicher Kinderkram darf nicht die Skyline Hamburgs verunstalten.