Hamburger sind hochnäsig!
, hört man oft, wenn man in Deutschlands südlicheren Lagen nach den Hanseaten fragt. Dem Hamburger wird oft eine Hochnäsigkeit nachgesagt oder ein Distanziertheit. Mit der Distanziertheit kann ich leben, so sind wir eben. Wir trinken unser Bier nicht aus kleinen Gläsern, wo man mit der Nase dran stößt und es kostet bei uns auch nicht ein Liter 10 Euro.
Aber Hochnäsigkeit? Lasse ich nicht gelten. Schade, dass einem dann so plump in den Rücken gefallen wird. Eine sehr große Hamburger Tageszeitung aus einem Verlag, der das Leistungsschutzgesetz vehement verteidigt, schreibt heute einen Bericht (Nein, hier wird nicht verlinkt und auch nicht der Name genannt) über Wohnungsbau in Hamburg. Genauer geht es darum, dass Sozialwohnungen in angesagten — und somit teuren — Gegenden Hamburgs von der Saga GWG gebaut werden sollen.
Bezahlbarer Wohnraum ist rar
Es ist kein Geheimnis, dass Hamburg als Wohnort sehr beliebt ist. Es ist auch keine Neuigkeit, dass der Wohnungsmarkt beinahe leergefegt ist, was wiederum zu hohen Mieten führt. Eine günstige Wohnung in Hamburg zu ergattern ist schwer. Sehr schwer. Die Einrichtung von Sozialwohnungen ist sinnvoll, oder will man eine Stadt, in der lediglich Menschen mit hohem Einkommen wohnen? Man gönnt sich noch ein paar „Schmuddelviertel“, aber auch die werden — schon wegen des Wohnungsmangels — mit der Zeit „besser“ und damit teurer.
Nun baut die Saga GWG also bis zu 1000 neue Wohnungen und die sind dann unter anderem in Altonas Neuer Mitte oder der HafenCity zu finden. Sozialwohnungen! In „bester Lage“! Das muss man sich mal vorstellen!
So hat dann die nicht benannte Tageszeitung auch zu diesem Thema eine Umfrage auf ihrer Internetseite eingestellt. Man fragt dort, was der geneigte Leser denkt — ob sich wohl die Mieter mit geringem Einkommen in den Schickimicki-Gegenden wohlfühlen? Die Frage wirkt so was von oben herab ? Ob „die“ sich wohl bei den Reichen wohlfühlen? Oder werden die Einkommensschwachen sich dort schäbig und fehl am Platz vorkommen? Die Frage beinhaltet gezielt die HafenCity. Für die Bewohner dort müssen Menschen mit schwachem Einkommen ein Schreckgespenst sein, so scheint es. Vielleicht kann man ja den Bau von Sozialwohnungen in „bester Lage“ noch abwenden …
Das ist hochnäsig! Hier zeigt sich, für welche Klientel man gerne schreiben möchte: eine besser verdienende Kundschaft.
Die besagte Zeitung hat übrigens — Leistungsschutzgesetz hin oder her — schon seit einiger Zeit eine Bezahlschranke auf ihrer Internetseite. Man muss also in der Regel für die Nachrichten bezahlen.
Da schaut der Zeitungsleser dann von oben herab auf die Sozialwohnungsbewohner, wenn er das Blatt auf seinem Balkon in der HafenCity liest.