Nun ist der Drops gelutscht, das Kind in den Brunnen gefallen, die bahn auf den Schienen. Die U4 in Hamburg hat ihre Fahrt aufgenommen. Erst noch im Testmodus, aber schon bald im regulären Betrieb. Hier noch einmal eine ganz, ganz lose „Chronologie“ was geschah.
Die HafenCity geschah. Eigentlich hat sich jeder mit gesundem Menschenverstand gesagt, man müsse, wenn man denn schon eine Anbindung per Bahn haben möchte, diese oberirdisch machen. In der HafenCity lebt man nicht, man wird bestaunt. Die Massen, die sich — bei schönem Wetter und dann auch nur tagsüber — durch die HafenCity schieben, sind hauptsächlich Schaulustige. Aber es wohnen wohl auch noch menschen dort, die dann eben „Ausstellungsstücke“ sind. Kommen somit eher Touristen und Sonntagsausflügler in Frage, die eine ÖPNV-Anbindung in die HafenCity benötigen. Und da man seinen zahlenden Gästen gerne etwas bieten möchte, wäre eben eine oberirdische Einreise die sinnvollste gewesen.
Doch der Idee machten die Investoren einen Strich durch die Rechnung. Man wolle nur in Häuser investieren, wenn es eine unterirdische Anbindung gäbe. Oberirdisch ist ja nicht so schön, wenn man auf dem Balkon hockt oder aus dem teuren Büro schaut. Dass drei Busse in den neuen Stadtteil fahren und man vom Jungfernstieg mehr oder weniger auf einem Bein zur HafenCity hinhinken kann … egal. Es muss unter der Oberfläche gebuddelt werden.
Während als Bus und Fußgänger direkt, also echt schnell in das neue Investitionsgebiet kommen, kann es die U4 nicht. Direkter Weg? Nicht drin. Man musste z.B. das Rathaus weit umfahren, weil man nicht unter dem Bau aus dem Jahre 1897 buddeln sollte, will man den Prachtbau nicht auf sich drauf fallen haben. Zu Fuß geht man vom Jungfernstieg am Entstehungsort Hamburgs vorbei, am Binnenhafen entlang, über Kibbelsteg keine 20 Minuten, etw. 1,8 km.
Die U4 bindet sage und schreibe zwei neue U-Bahnstationen (!) ans U-Bahnnetz, nämlich Überseequartier und HafenCity Universität. Die Strecke ist 4 Kilometer lang und hat *tata* 330 Millionen Euro gekostet. Oberirdisch wäre es um Längen günstiger gewesen … 330 Mio Euro sind übrigens eine Zahl, die lange gedeckelt wurde. Die Kostenexplosion bei der Elbdisharmonie ist eine öffentliche Lachnummer, die Kosten für die U4 wurden nie so offen kundgetan. Ja, es war mal die Rede von 298 Mio, aber die sind es dann auch wieder nicht geworden.
Lange Zeit war der Stand, man baue die U4 vom Jungfernstieg in die HafenCity. Zwei Stationen und „gut ist“. Mein Vater spöttelt immer, die U4 sei nur dazu da, um die Putzfrauen für die HafenCity anzutransportieren. Jetzt weiß man auch, woher die Putzfrauen kommen – nämlich aus Billstedt. Wann genau der Groschen gefallen ist, dass man eine Bahnstrecke nicht mit insgesamt drei Stationen in den Untergrund stellen könne, weiß ich nicht. Aber man entscheid sich dann also irgendwann dazu, die U4 vom Jungfernsteig weiter auf der Strecke der U2 gen Billstedt fahren zu lassen.
Für mich ist die U4 überflüssig wie nur etwas. Andere sehen ebenfalls Kritikpunkte:
Tja, das kommt davon, wenn man bei Investoren in der Verpflichtung steht. Wobei, warte mal — die Investoren haben sich doch mittlerweile auch schon zurückgezogen, oder?
Zudem seien in der Hafencity inzwischen mehrere Investoren abgesprungen – dabei hätten sie ihr Engagement vom Bau der U 4 abhängig gemacht.
Ein weiterer Tweet auf die Frage, wieso man nur die U4 bräuchte: