Eine Bekannte von mir erzählte, dass sie nun arbeitslos ist. Eigentlich kommt sie aus der „schreibenden Zunft“, war lange Zeit für eine Onlineredaktion einer großen Tageszeitung tätig, dann wechselte sie in eine Agentur, wo sie PR-Texte schrieb. Eigentlich nicht das, was sie gelernt hatte, aber da spielte sie auch immer mit offenen Karten. Dennoch machte sie ihren Job sehr gut. Während Texte, die Kollegen geschrieben haben, von den Kunden mit Änderungswünschen zurückgeschickt wurden, hatte meine Bekannte einen kaum existenten Rücklauf. Dann wurde sie zu ihrer Chefin zitiert, die sie kalt vor die Tür gesetzt hat. Ansage war: meine Bekannte habe nicht die gewünschte Leitung erbracht.
Noch einmal: Ihre Texte waren so gut, dass kaum ein Kunde sich beschwert hat. Ihre Kollegen konnten das alles bestätigen. Zudem hat sie ihre Arbeit so gut durchorganisiert und abgearbeitet, dass sie pünktlich nach Hause zu ihrer kleinen Tochter konnte. Zwar hat sie natürlich – wie es wohl in Agenturen üblich ist – auch mal länger gearbeitet, aber unterm Strich war sie eher pünktlich raus.
Wie es scheint, war der Chefin das ein Dorn im Auge. Nur wer lange arbeitet, arbeitet gut. Und dann die Sache mit dem Kind. Die Tochter war wohl kürzlich mit eitriger Mittelohrentzündung pflegebedürftig, weshalb meine Bekannte zuhause bleiben musste. Zwar hat sie von zehn „Kind-Notfall-Tagen“ vier benutzt, dennoch wurde ihr vorgeworfen, ihre Tochter sei ja ständig krank
und deswegen würde sie die Arbeit nicht schaffen. In dem halben Jahr, in dem meine Bekannte bei der Agentur gearbeitet hat, war ihre Tochter wohl zweimal krank. Was, das müsste jeder Mensch mit ein wenig Verstand wissen, gerade bei Kindern, die in eine Kita gehen, kaum zu vermeiden ist.
Meine Bekannte meinte, es sei wohl tatsächlich ihre Tochter und die Tatsache, dass sie sich um ihr krankes Kind gekümmert hat, das dafür gesorgt hat, dass sie im Endeffekt gekündigt und im Arbeitszeugnis mit einer 4 abgespeist wurde. Einen Anwalt kann sie sich nicht leisten und so muss sie diese Ungerechtigkeit hinnehmen.
Nun ist die junge Frau kein Kind von Traurigkeit und sie hat gleich nach der Freistellung einen neuen Job gesucht. Dabei möchte sie liebend gerne wieder eine schreibende Tätigkeit haben. Überall, wo sie sich vorgestellt hat, hat sie im Bewerbungsgespräch auch ihre Tochter erwähnt. Alles andere käme einer Lüge gleich. Angeblich gehen bei Personalern dann aber immer die Alarmglocken los. Diese sagen schließlich artig „Danke, aber Nein ?“
Ist das so? Haben Frauen – sie ist ja noch nicht einmal alleinerziehend – keine Berufschancen mehr, wenn sie ein Kind haben? Ist der Arbeitsmarkt wirklich so kinderfeindlich? Wird angenommen, dass Eltern mit Kind potenzielle „Fernbleiber“ sind? Wenn dem so ist, kann ich nur sagen: Traurig! Dürfen nur noch Singles einen Job bekommen oder eine Wohnung mieten? Von kinderfeindlichen Nachbarn wissen wir ja schon ?
Bei uns in der Firma wird gerade überlegt, einen Betriebskindergarten einzurichten. Es geht also auch anders.