Es war einmal ? – Ne, das klingt wie ein Märchen. Aber tatsächlich gab es mal eine Zeit, da waren wir nicht mit Medien überhäuft. Damals gab es kein Internet, viel weniger Schrott verbreitende Fernsehsender und im Radio plärrte uns nicht auf jedem MHz-Strich „der Sender mit der besten und abwechslungsreichsten Musik“ entgegen. Mal ehrlich, können alle Radiosender Unikate sein, wenn sie eh zu 90% die selben Lieder spielen und scheinbar aus einem Klonlabor entsprungene Radiomoderatoren haben, die allesamt nervig hysterisch lachen und sich selber überaus lustig finden?
Also, „damals“, es muss in den 1980ern gewesen sein, da gab es für mich nur den Sender NDR2. Norddeutscher Rundfunk – das sagt doch schon alles. Und der Ableger mit der 2 war auf ein eher jüngeres Publikum zugeschnitten. Nicht so jung wie das, was man heute unter jung versteht – versteht sich.
Wir, die wir mit so einer mageren Auswahl an Medien großgeworden sind, die kennen noch das Gefühl, das wir am Sonnabendabend hatten, wenn „Der Club“ lief. Keine von Anrufern generierte Chartshow, sondern noch durch ehrliche Verkäufe ermittelte Hitparaden. Der Kassettenrekorder stand auf Pause, die Aufnahmetaste ebenfalls gedrückt. Hoffentlich redet der Moderator diesmal nicht rein, ich will das Lied doch aufnehmen ?
waren unsere quälendsten Sorgen.
Nach den Charts kam dann der „romantische Teil“. Gut, ich war zu jung dafür, aber zugehört habe ich dennoch. Dieses Radio-Verhalten von damals, kommt mir öfter mal in den Sinn.
Früher, als die Welt noch kleiner war, konnte man davon ausgehen, dass alle jüngeren Leute in Hamburg diesen einen Sender hören. Also machte es auch durchaus Sinn, darüber Leute zu finden. Ich erinnere mich an Moderatoren, die Briefe (!) vorlasen, in denen es ungefähr so zuging: Habe dich am letzten Freitag gegen 23h in der Kneipe XY getroffen. Wir schauten uns über den Tresen an und Du hast gelächelt. Als ich um den Tresen herumkam, warst du leider weg. Habe dich dann später noch mal vor dem Club YZ gesehen, wo du mit deinen Freundinnen in ein Taxi gestiegen bist. Ich glaube, du hast mich auch noch einmal gesehen ? – Bitte melde dich.
Ja, lieber Kinder, so war das damals. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hockte die junge Dame ebenfalls vor dem Radio und lauschte, ob der süße Junge vom letzten Wochenende sich gemeldet hat. Man hatte eine Anlaufstelle. Die Welt war eben kleiner. Man hat sich nicht in den Weiten des Internets verlaufen. Welche Seite sollte man denn bitte ansteuern, um „das Mädchen mit dem tollen Lächeln“ in der eigenen Stadt zu finden? Welchen der vielen Radiosender sollte man einschalten? Die Gesuchte hat heute bestimmt einen anderen Sender an. Zumal ich glaube, dass es – aus besagten Gründen – solche Sendungen eh nicht mehr gibt. Schade.