Viel zu selten fahre ich mit dem 150er. Letzte Woche kam er jedoch vor den anderen Buslinien. Sonst hätte ich es nicht gesehen. Das Stadtcafé Ottensen, das vor länger Zeit von einem auf den anderen Moment geschlossen und eingezäunt wurde, ist futsch. Vom Erdboden verschluckt.
Hat der olle Investor also doch mit seinem langen Atem am Ende gewonnen. Mein erster Gedanke war, dass es eine Schande ist, dass das Café nun endgültig verschwunden ist und das Geld wieder einmal gewonnen hat. Mein zweiter Gedanke war, warum die Bauarbeiter an der Behringstraße einen schwarzen Container-Turm aufgebaut haben?
Nach dem ersten Frust-Ablassen auf Twitter, kam einige Stunden später eine Reaktion auf eben diesen Tweet. Ich wurde darauf hingewiesen, dass a.) das Stadtcafé nicht endgültig verschwunden sei, es würde wieder aufgebaut werden. Und b.) das alte Gebäude schlicht nicht mehr zu renovieren war. Okay, wer das Haus auch so lange brachliegen lässt, dass es fröhlich vor sich hinmodern kann, der muss sich nicht wundern … Das war Kalkül.
Aber was soll das heißen, das Café ist nicht wirklich fort? Es soll wieder aufgebaut werden. Ist das dann noch das Stadtcafé, wie wir es kennen, mit der an Hundertwasser angelehnten Fassade? Jein.
Nein, weil es eben neu gebaut wird. Moderner. Ja, weil die Fassade erhalten geblieben ist. Diese versteckt sich nämlich in den schwarzen Containern – die also gar nicht wirklich übereinander gestapelte Container sind, sondern eine Art Schutzgerüst.
Auf meine Frage, was hinter dem neuen Café entstehen würde, wusste mein Twitter-Kontakt keine Antwort. Der Investor wollte dort Wohnungen bauen. Und ob der Betreiber des neuen Cafés der alte Betreiber sei – kann ich auch nicht sagen. Eine Anfrage beim alten Betreiber blieb unbeantwortet. Die Vermutung ist jedoch, dass im hinteren Teil des Geländes hochpreisige Wohnungen entstehen und vorn. ein neues, nicht mehr so alternatives Café aufmachen wird. Mit höheren Preisen natürlich, aber der alten Fassade.
Unterm Strich bleibt: Irgendwann wird Ottensen wieder ein Café an der Behringstraße haben, das aussieht – von vorne – wie das alte Café.