Opfer

Baroness im Grünspan Hamburg

Nun ist es mir auch passiert: Ich wurde Opfer von Idioten. Vor Ostern war ich im Grünspan und habe die amerikanische Metal-Band Baroness gesehen. Schaut man sich Sänger John Baizley an, vollbärtig, über und über tätowiert, ständig brüllend – da erwartet man eine entsprechende Klientel. Tatsächlich war das Publikum recht bunt gemischt. Da waren die erwarteten Schwarzgewandeten, aber auch Normale und ein Hauch von Hipster-Spacken lag ebenfalls in der Luft.

Dann wurde ich Opfer der Idioten. Als alter Mann brauchte ich etwas Unterstützung für den Rücken. So stand ich in der Ecke beim Tresen, selbigen im Kreuz. Mit Vorfreude und Neugier auf die Band (die ich gerade einmal knappe zwei Monate kannte) stand ich dort und wartete. Dann kamen zwei junge Männer zu uns in die Ecke. Beide eher „arabischer Abstammung“. Sie redeten in einer mir unverständlichen Sprache. Einer trug eine Umhängetasche mit sich herum.

Ja, ich ertappte mich dabei, wie ich die beiden Männer, die nun überhaupt nicht zum erwarteten Publikum gehörten, musterte. Hatte der Typ mit der Lederjacke – verdammt, es ist monsterheiß, wieso trägt der eine Lederjacke? – etwas unter der Jacke versteckt? Was war in seiner Tasche? Wurde er am Eingang gefilzt? Ich wurde nicht abgetastet. Mist.

Ich hasse es, dass solche Gedanken und Verdächtigungen in mir aufkamen – nur weil ein paar verblendete Spinner Attentate wie das in Paris oder das in Brüssel unternehmen. Nach Brüssel ging die Hetzpresse los und erklärte uns im Krieg zu sein, schürte Angst, nur um die mageren Verkaufszahlen etwas zu steigern. Davon wollte ich mich nicht beeinflussen lassen. Wer einknickt und lieber zuhause bleibt, sich nicht mehr nach draußen wagt, weil er Furcht vor Anschlägen von fanatischen Idioten hat, der hat aufgegeben und lässt die Verblendeten gewinnen. Nicht mit mir.

Und doch habe ich die Musikfans, die nun einmal „arabisch“ waren, argwöhnisch betrachtet.

Ich habe mich übrigens beruhigt, als ich sah, dass der eine sich Ohropax in die Ohren steckte. Welcher Selbstmordattentäter achtet auf seine Gesundheit und schützt seine Trommelfelle? Zudem ging der Typ bei der Musik von Baroness richtig ab. Welcher Verblendete macht das, wenn er alles Westliche aus unerklärlichen Gründen verteufelt? Sein Kumpel mit der Umhängetasche war zwar sehr verhalten, ging jedoch auch mit der Musik mit. Nur nicht so offensichtlich.

Diesen beiden Männern wurde Unrecht getan. Von mir in meinen Gedanken, aber auch von diesen Spinnern, die ohne Grund die westliche Welt angreifen. Dabei leben die beiden Musikfans auch hier.

Das Baroness-Konzert war übrigens großartig und hat viel Spaß gemacht.