Es war eine große Ehre für alle Anwesenden beim Abschiedskonzert der Hamburger Band Der Fall Böse dabei gewesen zu sein. Die sieben Jungs aus St. Pauli haben nach 21 Jahren das Handtuch geworfen und zogen einen für die Band logischen Schlussstrich. Was blieb für die hungrigen und mitgewachsenen Fans? Ein Monster-Fest im Grünspan. Proppenvoll bis unter die Decke war es, heiß, stickig und ein riesiger Spaß.
Mit einer guten Schippe Verspätung kam die Band auf die kleine Bühne in der Großen Freiheit. Mit In der Halle des Bergkönigs aus Edvard Griegs Peer Gynt stieg das Septett auf ihren letzten Olymp, auf dem sie für satte zwei Stunden die uneingeschränkten Könige waren. Erst noch gemächlich, steigerte sich die Band so richtig rein. Wer hier still stehen blieb, war wahrscheinlich schon tot. Das kann tatsächlich gewesen sein: die Menschen standen so eng beieinander, da wäre niemand umgefallen und die Deos haben alle extrem schnell versagt gehabt – da hätte man auch einen Toten nicht mehr gerochen.
21 Jahre Musik wurden präsentiert. Angeblich standen 31 Stücke zur Auswahl, man entschied sich für 28. Gezählt habe ich sie nicht, aber angefühlt hat es sich wie so viele. Ich kann mich ehrlich nicht erinnern, in meiner langen Konzert-geh-Kariere so sehr geschwitzt zu haben. Ich habe Nacken vom Nicken, mein Hals ist rau vom Mitgröhlen und ich kam extrem glücklich aus dem Konzert. Und irgendwie eklig, so nass geschwitzt. Da war ich aber nicht alleine.
Hamburg wollte Der Fall Böse nicht gehen lassen. Es gab zwei Zugaben. Ruft man in anderen Konzerten Zugabe
, ruft man hier Ihr seid die Band!
. Nachdem wir die Jungs so wieder auf die Bühne gelockt hatten, meinte Lesley Farfisa hinter seinem Keyboard stehend: Das muss mal gesagt werden: Das – war sexy!
, mit Bezug auf unsere Rufe. Ja, das war es. Nicht so sehr, als Lesley, der sich bei dem Stück Sex mit Cäthe Frontsänger Burns – der die Cäthe sang – seinen nackten Bauch präsentierte. Aber so sind sie nun mal – gewesen.
Im Konzert flogen diverse Handtücher, Menschen ließen sich vollgeschwitzte Handtücher des Sängers zuwerfen, so groß war die Liebe zu den Jungs. Es wurde gesprungen, gewippt, getanzt, gecrowdsurfed – alles war da beim letzten Konzert von Der Fall Böse. Es gab – obwohl seit zehn Jahren nicht gespielt und immer wieder gefordert – das Stück Treibstoff, das so schon den Schuppen fast zum Zusammenbrechen brachte, dann aber noch durch diverse Geschwindigkeitssteigerungen jeden im Saal fertig gewacht hat.
Seit langer, langer Zeit habe ich mal wieder mitgesungen, wie z.B. bei Mathilda. Es war ein schönes Konzert, ein großartiger Abschluss für eine tolle Band, die uns ans Herz gewachsen ist und von der wir noch Jahre lang gerne mehr gehört hätten. Burns erwähnte den Abschied nur kurz, als er alle einlud mit der Band im Foyer nach dem Konzert noch einen zu trinken und zu feiern – … aber bitte nicht nach den Gründen fragen, warum wir aufhören
.
Das Publikum wollte die Band nicht gehen lassen, auch wenn wohl jeder völlig am Ende seiner Kräfte war – die Band und die Fans. Am Ende ging wieder das Skandieren Ihr seid die Band!
los, was die Jungs auf der Bühne mit einem Gegenangriff Ihr seid das Publikum!
goutierte. Ein Kampf der Befeuerungssprüche begann.
Hamburg und der Rest der Welt sagt Danke!
Als Rausschmeißer gab es dann auch Heidi Kabels In Hamburg sagt man Tschüss!. Das sagen wir! Tschüss.
Was ich übrigens echt nicht verstehe – Null! – sind Menschen, die bei so einem wahnsinnigen Konzert auf dem Handy Nachrichten schreiben. Geht gar nicht. Was ist bei Euch falsch gelaufen…?