Weg zurück

Auf meinem Weg vom ArtCamp bin ich durch die Schanze gefahren. Mit dem Fahrrad — versteht sich. Ist ja Auto-freier Tag! *hüstel* Dabei führte mich mein Weg durch ein Straßenfest. Leider war meine Kamera ganz unten unter dem Müsli versteckt, sonst hätt’s ein Bild gegeben: In einer Ecke waren Infostände. Unter anderem drei GALier unter grünem Schirm. Und schräg gegenüber das Zelt von Vattenfall. Na … Böse, wer Böses denkt. 😉

ArtCamp08

Zweiter Tag. Leider konnte ich am Sonnabend nicht dran teilnehmen. Nach dem gemeinsamen Aufwachen im Foyer gab es die Themenfindung für den Tag. Zorah Mari (Medientheoretikerin, interdisziplinär) hat das große Los gezogen, sie darf anfangen. Der Vortrag wird nebenbei mit ihrem Mobiltelefon aufgenommen – allerdings nicht ins Netz gestellt.

(Kleine Verzögerung – Vivian hat sich am Müsli verschluckt.)

Zorah Mari Bauer — Mobile Art

Jetzt: Was kommt nach dem Web 2.0? Zorah: Mobiles Web, mobiles Lifestyle 3.0, ortsbasierte Dienste und „Weana G’schichten“.

Was in der Luft liegt, soll künstlerisch umgesetzt werden.

Kunst verwertbar machen, reinholen ins echte Leben. Ein Ansatz, den, so Zorah, der Großteil der Künstler abweisen würde.

Semantisches Weg ja, aber nicht virtuelle Parallelwelt, sondern aus dem echten Leben heraus. Geotagging? Es wird nicht mehr nur am stationären Rechner geschrieben, sondern mobil.

Die Welt nicht mehr in den Computer gebracht, sondern der Computer in die Welt.

Aus medialen Anwendungen werden mediale Inhalte.

Gedächtnispflege nicht mehr mit Pappboxen.

Beispiel Café Sperl. Das Café bietet die Möglichkeit sich sinnlich, physisch zu treffen und – weil Café – über Rezepte auszutauschen. Die Rezepte, aber auch die Situation an sich (Kaffeerunde, mehrere Menschen, Atmosphäre) werden auf der Seite des Cafés abgelegt und sind somit immer abrufbar. Den Aspekt mit der Sinnlichkeit finde ich interessant. Also Kuchen essen… 🙂

Virtuelles Nachbarschaftsalbum: Schnappschüsse werden gesammelt, verortet und mit Geschichten angereichert. Dadurch schreiben sie ihre eigene Geschichte. Geschichte, die nicht durch Historiker oder Autoritäten aufgezeichnet wird, sondern von den Menschen, die die Geschichte erlebt haben. Auch nett.

Sehr interessant: Medienkulturen im Wandel. Gegenüberstellung von Medienkulturen 1.0, 2.0 und 3.0. 1.0 auf Konsum ausgerichtet, linear, Massenprodukt, Qualität, Bestimmungs-Elite. 2.0 Teilhabe, modular, Dialog und Authentizität als wichtigste Eckpunkte. Keine Bestimmungs-Elite. 3.0 nicht mehr Teilhaben, sondern Erleben. Atomisert, automatisch kontextspezifisch aggregiert, reale Community (Schwarm).

Dazu ein zweidimensionales Forum zum Diskutieren (s. Diskussionsforen 2).

Mittagessen. Asiatisch. Ohne Fleisch. Danke, Frosta Chinamann von um der Ecke. Also fürs Essen allgemein…

Danach war ich dran. Eigentlich ein grundlegendes Thema und eine Einstiegssession: „Kunst & Web 2.0 — Wie kommen die zueinander?“ Nach dem Web 3.0-Vortrag von Zorah war das eher Old-School. Nach einer allgemeinen (und subjektiven) Einführung was Kunst ist, wurde der Web 2.0-Grundgedanke (Mitmach-Web) erläutert. Von dort wurden die verschiedenen Plattformen und Kommunikationsmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Kunstgattungen/ Medien erklärt. Teilweise mit praktischen Beispielen.

Nach dem Vortrag kam zum Glück noch eine kleine Diskussion auf, in der wir uns fragten, was Kunst ist, wie Kunst in den „neuen Medien“ aussehen kann. Dazu kamen mir noch einige nette Idee. Mal schauen, ob ich die irgendwann niederschreibe. Übrigens: sofern Bedarf besteht, den Vortrag noch einmal als Folien zu haben, kann ich den gerne hier zum Download anbieten. Nur bescheid geben…

Anschließend ging es schnell: Aufräumen, einpacken. Danke. Tschüss.

Vorher bekam ich jedoch freundlicherweise noch eine Privat-Session von Moritz (?) von LOMU, da ich den Vortrag vom Sonnabend nicht mitbekommen habe. Auch sehr spannend. Dazu vielleicht später mehr.

Danke an Vivian und Christian für die Organisation. Ich habe es doch bedauert, dass (am Sonntag) nur so wenige Leute anwesend waren. Es hätten gerne mehr sein können. Aber – so Zorah – Künstler haben oft Berührungsängste, wenn es um die neue Medien geht. Schade.

Wenn man mich fragt, was ich vom ersten ArtCamp mitgenommen habe, sage ich: Müsli (war noch so viel übrig). Und gute Ideen. Außerdem gab es nette Leute zum Unterhalten. Das nächste Mal nur bitte mehr Interessierte!

Und hier Fotos.

Hamburger Stolpersteine

Stolpersteine

Na endlich einmal eine Hamburg-Seite, die nicht nach sinnloser Geldverschwendung aussieht und nur zum Angeben da ist. Kürzlich stieß ich auf die Seite Stolpersteine in Hamburg. Eine gute Seite. Unaufdringlich und sehr informativ. Eine Seite, die bei genauerem Leser an die Nieren geht.

Auf der Seite finden sich Hinweise zu über 2000 Schicksalen von Hamburgern, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft „abgeholt“ und zum großen Teil ermordet wurden. Seit 2002 findet man – wenn man weiß, wo man zu suchen hat – überall in Hamburg kleine 10x10x10-Betonklötze, die alle auf der Oberfläche eine Messingplatte mit einem Namen und noch anderen Angaben zur Person haben. Die Steine erinnern an die Opfer der Nazis (meistens, so ich gelesen habe, Juden) und sind vor den Häusern in den Boden eingelassen, in denen die armen Menschen zuletzt gelebt oder gearbeitet haben.

Geschichtswerkstätten und andere Initiativen haben die Opferdaten zusammengetragen und bieten so uns, die wir weit weg von diesem Schrecken leben können, Einblicke in die Schicksale der Opfer. Teilweise konnten Kurzbiografien zu diesen Menschen geschrieben werden. Somit sind es nicht nur Namen und Jahreszahlen. Man bekommt auf der Seite oft ein Bild der Person und ihres Leidenswegs aufgezeigt.

Als Ottensener habe ich natürlich einmal geschaut, was für Stolpersteine man in Altona finden kann. Die Suche nach Gedenksteinen lässt sich u.a. nach Bezirken sortieren. Dabei bin ich an der Geschichte von Dr. Ernst Jacobson hängen geblieben. Eigentlich nur, weil ich die Straße kenne. Dr. Jacobson war praktischer Arzt und Kinderarzt mit einer Praxis Bei der Friedenseiche 6. Hier findet man auch drei Stolpersteine: einen für ihn, einen für seine Frau und einen für eine seiner beiden Töchter.

Es ist schrecklich zu lesen, wieso diese Familie ausgelöscht wurde. Was mich an der Kurzbiografie von Dr. Jacobson noch verstörte, war dieser Satz:

Der Lornsenplatz stand im Zentrum nationalsozialistischer Aktivitäten in Altona, hier hingen die ersten Hakenkreuzfahnen aus den Fenstern.

LornsenplatzSeine Praxis lag in der Straße Bei der Friedenseiche, die direkt am Lornsenplatz liegt.

Mein erster Gedanke dazu war, dass ich eigentlich davon ausging, Altona sei schon immer eher rot gewesen. Dass hier die ersten Hakenkreuzfahnen aus den Fenstern gehängt wurden, ist erschütternd und verwirrend. Noch heute findet sich am Lornsenplatz eine Aufhängung für Fahnen. Ob diese aus der dunklen Zeit stammt, mag ich nicht zu sagen.

Auch erinnerte ich mich an den Altonaer Blutsonntag, der ebenfalls eine Art Markierung der Gräueltaten der NS-Zeit darstellte; hier in Altona.

Hamburg historisch

Weil Sven über die neue Hamburger Straßenbahn schrieb, suchte ich noch einmal nach der „Linie 2“, der letzten Straßenbahn Hamburgs. Die „Linie 2“ wurde vor beinahe genau 30 Jahren eingestellt. Damals war ich sogar dabei.

Beim Stöbern nach der letzten Straßenbahn Hamburgs stieß ich auf eine noch recht junge Fotocommunity aus und für Hamburg. Am interessantesten sind die Aufnahmen der Leser, die aus frühen Jahren stammen. Ich meine, an die Zeit ab 1990 habe ich noch sehr rege Erinnerungen, vieles davor ist jedoch entweder verschüttet oder ich war noch gar nicht geboren. Von daher sind diese frühen Jahrgänge am interessantesten. Meine Lieblingsfotos:

  • Der Alsterpavillon in den 30er-Jahren — Wahnsinn. Das war mal ein richtig schmuckes Haus! Heute ist der Pavillon um einiges kleiner und schmuckloser, eingebettet in eine sterile Straße. Schade.
  • Kaffeehaus Lausen auf der Reeperbahn — Hä? Nie gesehen. Das war weit vor meiner Zeit. Das Haus vom Café Keese kenne ich, aber Lausen? Nie gehört.
  • Eisgang am Anleger Neumühlen — Wahnsinn. Ich meine: Eis auf der Elbe!? Habe ich nie mitbekommen. Wild.
  • Große Freiheit im Jahr 1965 — Putzig, wie weitläufig und offen die damals war. Mit Kopfsteinpflaster.
  • Star Club in der Großen Freiheit — So sah der Star Club also aus!? Wie oft habe ich von meinen Eltern gehört, dass sie früher in dem Club waren…
  • Telemichel im Bau — Eigentlich Heinrich-Hertz-Turm, gerne nur Michel genannt. 1968 für Besucher geöffnet, heutzutage eine tote Antenne. Dort oben im Kran hocken? Blöder Job. Der Michel ist ein wichtiger Faktor für Hamburgs Skyline!
  • Ramschladen in der ABC-Straße — Verrückt! Die ABC-Straße ist heute eine Schickimicki-Straße. In den 70ern sah das dort aber völlig anders aus!
  • Altonaer Bahnhof vor dem Abriss 1974 — Oh mein Gott. Der Altonaer Bahnhof sah mal richtig schmuckt und toll aus. Was haben die bloß daraus gemacht? Grauenhaft!
  • Einweihung der Köhlbrandbrücke 1974 — Lustig. So viele Menschen auf der Brücke, wo heute Autos über Autos fahren.
  • Fairplay V im Eis — Noch einmal ein Bild wie aus einem Paralleluniversum: Eis auf der Elbe. 😮
  • IGA-Bahn in Planten un Blomen — Von der Bahn habe ich nur gehört. Teilweise findet man noch Schienen, aber die Bahn selber habe ich nie gesehen.
  • Mönckebergstraße 1971 — Boah, war das damals alles grau. Aber hier haben wir eine der alten Straßenbahnen. Und einen Bus mit Jägermeister-Werbung!? Huch.
  • Spitalerstraße 1971 — Ach ne. Schau mal einer an. Dieses komische Gebilde vorn. links gibt’s heute nicht mehr. In dem schönen Gebäude vorn. rechts ist heute eine Fastfood-Kette drin. Und hinten sieht man noch die Leuchtreklame von Brinkmann. *schneuz*
  • Eis auf der Alster 1981/1982 — Ich hab’s mit den Eis-Bildern. Finde die einfach zu faszinierend! Eis im Winter. Verrückte Sache…
  • Packeis auf der Elbe — Eine Ahnung, wie verdammt kalt es sein muss, damit solche Eisbrocken auf der Elbe entstehen!? Das war kalt damals…
  • Eis-Alster 1985 — Was denn? Geich noch einmal eine zugefrorene Alster? Kaum zu glauben.
  • Eiszeit 1996/1997 — Hier ein letztes Mal Eis auf der Elbe. Das war wirklich das letzte Mal! Danach gab es das nie wieder. In dem Winter bin ich zum ersten und letzten Mal Schlittschuh auf der Alster gefahren. Das ging!

Wenn man sich so diese alten Fotos aus Hamburg anschaut, sieht man erst, wie schnell sich die Stadt verändert. Um so wichtiger ist es daher, möglichst viele Bilder von seiner Stadt zu machen. So bleibt der Nachwelt der eine oder andere Ohhh-Moment erhalten.

[Nachtrag: Leider ist die Community so aufgebaut, dass sich die Links zu den einzelnen Bildern verändern, sobald jemand ein neues Bild hinzufügt. Daher musste ich alle direkten Links zu den oben angesprochenen Bildern dummerweise wieder entfernen. Wird dadurch somit nicht so schön „interaktiv“, resp. bequem. 🙁 ]