Schwule Comics

Schwul ist „in“, zumindest in Comics. Oder etwas genauer ausgedrückt: So scheint es im Moment. Marvel will im Juni in Astonishing X-Men #51 eine heterosexuelle Hochzeit veranstalten. In der neu (wieder-)gestarteten DC-Serie Stormwatch sind die Team-Mitglieder Midnighter und Apollo schwul. Okay, in der alten The Authority-Serie waren die beiden wohl auch schon verheiratet. In der ebenfalls neu gestarteten Serie Teen Titans ist das Mitglied Miguel Barragen, alias „Bunker“ dem eigenen Geschlecht zugewandt. Bereits in der Prä-„The New 52“-Ära tauchte kath. Kane in ihrer eigenen Serie als Batwoman auf – die die ehemalige Polizisten Renee Montoya liebte.

So lange bin ich nicht bei den Comics dabei. 1996 ging es los mit der Sammelwut. Dann gab es Anfang 2009 einen Bruch und erst seit nun wieder acht Monaten, also mit dem Start von „The New 52“ bin ich erneut mit dem DC-Virus infiziert.

Das Thema Homosexualität war in den Serien, die ich las, kein Thema. Erst seit etw. einem Jahr also wieder ist gefühlt ein Drittel der Superhelden homosexuell. Im Grunde ist es egal, aber es fällt doch auf, dass auf einmal so viel Gleichgeschlechtlichkeit in den (US-)Comics vorkommt. Man hat den Eindruck, eine entsprechende Lobby würde Druck ausüben, frei nach dem Motto „Jahrzehntelang war Homosexualität im Superhelden-Comic kein Thema. Jetzt müsst Ihr 60 Jahre nachholen!“ Oder woran liegt das? Ist es gar schlicht Markt-Abschöpfung?

DCs Mitherausgeber Dan DiDio kündigte in einem Interview zudem an, man wolle bei DC einen Hauptcharakter, einen alteingesessenen Superhelden „umdrehen“:

DiDio responded by saying that he’d changed his position on switching sexual preference for existing characters, and claimed that the company’s about to re-introduce a previously straight character who will become one of our most prominent gay characters alongside the likes of Batwoman.

Wer dieser prominente Held sein wird, der sich neu orientiert, verrät DiDio nicht. Noch nicht einmal, ob es ein Held oder eine Heldin sein wird. Auch ist nicht so ganz klar, wieso DC diesen Schritt geht. Will man Konkurrent Marvel nacheifern, bzw. etwas aufholen? Nur weil Marvel eine homosexuelle Hochzeit veranstaltet?

Wie gesagt: Es ist egal, wer wen liebt, aber es ist schon auffällig, dass in letzter Zeit sehr viel Homosexualität in die Superhelden-Comics Einzug gehalten hat. Und ich habe keine Ahnung wieso.

Gänsehaut mit Niels Frevert auf Kampnagel

Niels Frevert auf Tour mit Streichern
Bewertung: 5 von 5

Der Hamburger Musiker Niels Frevert lud ein, ihm und seiner Band auf Kampnagel zu lauschen. Das Besondere an diesem Konzert zur aktuellen CD Zettel auf dem Boden: Frevert hatte neben Schlagzeug, Klavier, Bass und Vibraphone auch noch vier Streicher mit auf der Bühne. In der doch recht großen K6 gab es Bestuhlung, verbunden mit Streichern, das sah nach einem besonderen, einem „gehobeneren“ Abend aus.

Als Vorgruppe trat Desiree Klaeukens mit Begleitung auf. Die Sängerin und Gitarristin brauchte zwei Lieder und diverse Geschichten, bis sie das Publikum auf ihrer Seite hatte. Gut 40 Minuten spielte und plauderte die junge Wahl-Berlinerin aus dem Pott, wo man noch nach Budnikowski sagt — und dazu steht.

Nach einer zwanzigminütigen Pause kam dann Frevert mit Band auf die Bühne. Im ersten Teil des Konzerts spielte er hauptsächlich Stücke aus seiner aktuellen CD. Als Einstiegsstück wählte Frevert das wunderschön traurige Schlangenlinien. Die Streicher, die man von der Scheibe kennt, wirkten live noch einmal mehr beeindruckend und so manches Mal gab es Gänsehaut, so ergreifend war die Musik.

Frevert, der normalerweise recht verschlossen auf seinen Konzerten ist, wirkte diesmal sehr befreit. Er plauderte, erzählte Geschichten zwischen den Stücken. Da war z.B. die, in der er Herman Van Veen eine CD geschickt hat, um ihm zu zeigen, was er aus dessen Lied Bis mich jemand hört gemacht hat — zurück kam ein Paket mit einem Bademantel, der eine Alfred Jodocus Kwak-Stickerei auf der Brust hatte. Da lief wohl etwas schief.

In der Halle K6 auf Kampnagel lief in den etwas über 90 Minuten kaum etwas schief. Der Sänger, so schien es, vergaß zweimal kurz den Text, aber das war nicht schlimm, lächelte er doch schelmisch während er weiterspielte. Die wunderbaren Texte Freverts, zusammen mit seiner Band und den vier Streichern erzeugten ein so positives Gefühl, dass — und das klingt nun extrem kitschig, ich weiß — ich kurzfristig den Gedanken hatte, wenn doch nur alle dieser Musik lauschen würden, alle an dieser Kunst teilhaben könnten, dann wäre die Welt eine bessere. Ja. Schmalzig. Aber der Gedanke war nun einmal da und ließ sich nicht verscheuchen. Dafür bestand auch kein Anlass. Warum diese herrliche Stimmung durch schwere Gedanken zerstören?

Es ist stets ein Pluspunkt, wenn die Künstler auf der Bühen ein oder zwei Worte zu ihren Stücken verlieren. Bei Frevert sind diese seltenen Worte ans Publikum Gold wert. Ebenso die Variationen seiner Stücke. Es gab Doppelgänger von seiner ersten CD als schnelle Nummer, wie auch schon beim Übel & Gefährlich-Konzert Ende 2011. Der Vibraphon-, Akkorden-, Trompete- und Was-weiß-ich-noch-alles-Mann (Sorry, den Namen habe ich nicht parat) spielte dazu ein wildes Stück auf seinem Blasinstrument, was wiederum den Cellisten geradezu in Ekstase versetzte, so beglückt saß er in der hinteren Reihe bei seinen drei Kolleginnen und freute sich über diese Interpretation des Lieds.

Auf Doppelgänger folgte Seltsam Öffne Mich als ruhiges Stück. Frevert alleine am Mikrophon, keine Gitarre, nur Streicher im Hintergrund. Da war er wieder der Gänsehaut-Moment.

Zum Ende hin — und es war so schade, dass es ein Ende geben musste — wurden mehr alte Stücke gespielt und die Stimmung ging von ergriffen-angerührt zu beschwingt und fröhlich über. Frevert spielte noch eines dieser Stücke die man nie los wirdKickdown von der Schwarzen EP. Als Abschluss gab es dann noch einmal Seltsam Öffne Mich, diesmal mit voller musikalischer Unterstützung. Frevert war mittlerweile selber so gut drauf, dass er beim Gitarrespielen auf der Bühne tanzte.

Etwas über 90 Minuten waren vorbei, zwei Zugaben-Sets gab es und das doch ziemlich volle K6 leerte sich. Ein wunderschöner Abend war zu Ende.

Abschließende Worte

Ein Wort zur Stimmung. Im Vorfeld hatte ich gehofft, dass man bei einem Konzert mit Streichern sitzen würde. Und wir saßen. Das ist dem Anlass entsprechend. Es gibt aber einen enormen Unterschied zwischen einem Sitz- und einem Stehkonzert. Die Stimmung im Publikum ist verhaltener. Man lauscht, man träumt, man genießt. Es ist kein Konzert, wo die Leute dicht an dicht gedrängt stehen, eine Bierflasche in der Hand, tanzend, schunkelt und unter Umständen grölend. In der sitzenden Position ist alles verhaltener. Gerne hätte ich mehr Feedback an den Künstler gegeben. Vielleicht ist aber auch ein sitzendes Publikum der Grund gewesen, dass Frevert mehr aus sich herausgekommen ist. Wer weiß?

Es gibt übrigens kein bild. weil man das angesichts der sitzenden Position nicht gemacht hat. Schickte sich einfach nicht.

Würde es das System zulassen, würde ich übrigens nicht mit 5/5 bewerten, sondern mit 6/5 …

Hilfe für die Kreuzkirche Ottensen

Kreuzkirche Ottensen Sie ist schon auffällig, die kleine Backsteinkirche mitten in Ottensen. An der (mittlerweile) viel befahrenen Behringstraße steht die Kreuzkirche. Besonders ist sie, weil sie mitten auf einer Verkehrsinsel steht. Vom Hohenzollernring und der Behringstraße umrungen, steht sie da seit 1898.

Lange ist es her, da fuhr ich gerade mit dem Bus an der Kirche vorbei, als ich zwei ältere Männer im Gespräch belauschen konnte. Der eine Mann erzählte dem anderen, dass die Kreuzkirche u.a. so besonders sei, weil ein reicher Hamburger seiner Frau zu Ehren diese Kirche hat bauen lassen. Ob’s stimmt, kann ich nicht sagen, aber wenn einer, um seiner geliebten Frau zu gedenken eine Kirche baut, ist das cool.

So lange ich hier schon wohne, nur einen Steinwurf von der Kirche mit dem spitzen Turm entfernt, muss ich gestehen, war ich noch nie in der Kirche. Hier finden immer wieder Konzerte statt.

Unterstützt die Kreuzkirche

Über 100 Jahre haben natürlich Spuren an der Kreuzkirche hinterlassen. Meine 85 Jahre alte Nachbarin wusste zu erzählen, dass die Behringstraße einst eine zweispurige Straße war, in der Mitte ein mit kleinen Hecken umfasster Grünstreifen. Mittlerweile ist das eine sehr verkehrsreiche und sehr laute, vierspurige Straße. Autos, Lkws und mehrere Buslinien rauschen Tag und Nacht an der Kirche auf der Verkehrsinsel vorbei. Das kann nicht gut sein.

Tatsächlich sind die Schäden an der Kirche der Tabita-Kirchengemeinde so schwerwiegend, dass teure Sanierungsarbeiten durchgeführt werden müssen, will man die Stadtkirche aus der Gründerzeit erhalten. Aus diesem Anlass feiert die Gemeinde am 13. Mai 2012, also Muttertag, ein Aktionsfest um Spenden zu sammeln.

Dach und Mauerwerk müssen saniert werden, das kostet rund 1,2 Millionen Euro. Eine Million wird durch Zuschüsse vom Denkmalschutzamt Hamburg und der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler aufgebracht. 200.000 Euro müssen somit noch aufgetrieben werden.

Um 10.30 Uhr startet ein Gottesdienst, danach wird rund um die Kirche gefeiert. Alle Einnahmen des Festes kommen der Sanierung der Kirche zugute. Also: Hin da!

Auf der Seite der Tabita-Gemeinde findet man auch einen Flyer samt Überweisungsbeleg (PDF).

Wird es Fahrradwege am Opernboulevard geben?

Zwischen Gänsemarkt und Dammtorbahnhof geht es zur Zeit nur schleppend voran. Die Dammtorstraße wird neu gepflastert, die Gehwege neu gestaltet. Überall sind Baugelände und die Fußgänger müssen Umwege gehen. Busse können nur in einer Richtung planmäßig fahren. Am Dammtorbahnhof stehen (noch) die letzten Reste der neuen Brücke. Busse vom Dammtorbahnhof gen Gänsemarkt fahren derzeit über Alsterglacis und Esplanade.

Baustelle Dammtorstraße

Der Brückenbau ist das Eine, die Dammtorstraße zwischen Stephansplatz und Gänsemarkt hingegen ist eine Baustelle, weil der Straßenabschnitt für knapp vier Millionen Euro zum so genannten Opern-Boulevard umgebaut wird. Dabei handelt es sich um ein BID-Projekt, ein von den Gebäudeeigentümern finanziertes Bauunternehmen, um das Quartier aufzuwerten. Gehwege, Fahrbahnflächen und Möblierung werden auf Vordermann gebracht, auf das in Zukunft die Menschen hier flanieren und verweilen können.

Baustelle Opernboulevard

Baustelle Opernboulevard

Auf der Internetseite des entsprechenden BID wird unter anderem von den 26 kastrierten – äh – kastenförmig beschnittenen Platanen gesprochen. Rund um die frisch renovierte – und die ist echt schön geworden! – ehemalige Post, wurde bereits der neue Gehweg verlegt. Gut, auch schon wieder teilweise aufgerissen ? aber irgendwie muss man ja die Leute beschäftigen.

Wie bereits beim BID Neuer Wall geht man auch beim BID Opernboulevard den Weg, dass die Gehwege weit abgesenkt sind. So entstehen kaum hohe Kantsteine. Im Neuen Wall schaut das schick aus. Was man dort schon mal besser gemacht hat, als beim BID Opernboulevard: im Neuen Wall wurden andere Gehwegplatten verwendet. An der Dammtorstraße hat man sich scheinbar den selben Mist wie beim Jungfernstieg andrehen lassen. Hell ist der Stein – und glatt wenn er nass wird. Wieso man hier nicht vom Jungfernstieg-Debakel gelernt hat, verstehe ich nicht.

Betrachtet man derzeit die Bauarbeiten an der Straße selber, kann man zwischen den vielen Absperrungen und Baugruben erahnen, dass die Gehwege tatsächlich breiter werden. Schließlich soll man hier flanieren und sich nicht auf engstem Raum kloppen. Was noch nicht genau zu erkennen ist, das ist, ob man beim Opernboulevard Fahrradwege angedacht hat. Vermutlich werden sie nicht auf den Gehwegen zu finden sein. Hier hat man dann wohl doch vom Jungfernsteig gelernt – wo man bekanntlich den Fahrradweg vor lauter „Schönheit“ nicht mehr sehen kann. Bleibt zu hoffen, dass sich ein Streifen auf jeder Straßenseite finden wird. Die Planskizzen auf der BID-Homepage lassen jedenfalls keine Fahrradwege erkennen.

60 Fahrrad-Anlehnbügel sind allerdings schon mal geplant. Ganz vergessen hat man die Freunde der Pedalen dann also noch nicht.

Bleiben noch die vergewaltigten Platanen ? 🙁