Ihre Party-Bank heißt Haspa

Sonnabendabend in Ottensen. Es ist spät, man steht herum, will noch etwas trinken, braucht Geld. Also schnell am Automaten Geld geholt. Das gestaltet sich jedoch in der Haspa-Filiale 257 etwas schwierig. So an einem Sonnabendabend in Ottensen.

Dort angekommen, sieht man schon von außen, dass dort, wo die Geldautomaten stehen, große Party angesagt ist. Ich bin da ganz ehrlich, aber so prickelnd finde ich den Gedanken nicht, über zehn Leute hinwegsteigen zu müssen, die auf dem Boden hocken, Alkohol trinken, rauchen, auf den Teppich aschen und dabei Musik hören. Selbst wenn ich an denen vorbeiginge, in den Ecke hingen noch alte Männer, die in sich zusammengesunken schliefen und theoretisch freien Blick auf die Tasten der Automaten hatten.

Meine Bereitschaft, dort meine Geldkarte herauszuholen, in den Geldautomaten zu stecken, meine PIN einzugeben und dann mit frischen Scheinen in der Hand wieder an der Partygesellschaft vorbeizuhuschen, die Bereitschaft war gleich Null.

Da kam der Gedanke auf, ob in den Vorräumen von Banken nicht normalerweise Kameras installiert sind? Sollte das nicht irgendjemandem in irgendeiner Zentrale auffallen, dass in der Bank ein Saufgelage stattfindet?

Kiosk Ottensen

Etwas weiter die Bahrenfelder Straße hoch, Richtung Zeißstraße, ist der Kiosk Ottensen gelegen. Dort standen wir dann mit unseren Fahrrädern und unterhielten uns im Licht des Kioskschaufensters noch etwas. Ohne etwas zu trinken. Weil kein Geld abgehoben ?

Ist schon interessant, wie gut besucht der Kiosk so spät an einem Sonnabendabend ist. Ebenfalls interessant ist es zu beobachten, was dort für Leute ein- und ausgehen. Da war eine Gruppe vielleicht 16-Jähriger, wo bei uns die Frage aufkam, ob die nun etwas verkauft bekommen oder nicht? Oder der Typ mit seinem dicken Cayenne, den er mal eben quer auf dem Bürgersteig abstellte und dann mit seinen Cowboy-Stiefeln in den Kiosk latschte, als wäre es ein Saloon. In seiner Kutsche wartete dann sein Frauchen, als er mit etwas in einem Karton in seiner Plastiktasche wieder zu ihr watschelte. Zwei Pärchen fuhren im Taxi vor, rauschten rein und kamen wenige Minuten später vollbepackt wieder raus, nur um in der Dunkelheit der Zeißestraße zu verschwinden.

Da kann man eigentlich einen ganzen Abend verbringen und sich amüsieren oder staunen.

Die Party wird voller

Auf dem Rückweg ging es erneut an der Filiale 257 vorbei. Mittlerweile war da richtig Stimmung bei den Geldautomaten. Das zog auch den fluchenden und Morddrohungen ausstoßenden Mann an, der von gegenüber aus der Münzwäscherei kam. Einen Hakenporsche hinter sich herziehend warf er sehr farbenfrohe Ausdrücke an den Kopf eines anderen Mannes, der in der Wäscherei stand. So kam er herüber und starrte schwankend in die Haspa-Vorhalle. Ob er sich nun dazugesellt hat, ob er eine Ecke des Vorraums in Beschlag genommen hat oder einfach weiterzog — ich weiß es nicht. Aber was ich weiß: Die Haspa, die ist nicht nur zum Geld deponieren oder Geld abheben da. Dort kann man auch Saufgelage feiern. Sonnabendabends in Ottensen ?

Superman gegen den Hulk

„Damals“, das war 1996, als ich die Superhelden-Comics für mich (wieder) entdeckte, da bin ich eingestiegen mit dem großen Cross-over zwischen DC und Marvel, schlicht DC gegen Marvel genannt. Jeder Comic-Freund wird sich schon mal die Frage gestellt haben, wer einen Kampf gewinnen würde: Superman oder Hulk?

Die beiden Verlage haben vor beinahe 16 Jahren diese Frage in ihren Heften ausfechten lassen. Daneben waren auch Kämpfe zwischen Lobo und Wolverine zu sehen, Wonder Woman gegen Storm, Batman gegen Captain America oder Superboy gegen Spider-Man. Das war cool. (Später sollte daraus das sog. Amalgam-Universum entstehen — mit Mischwesen aus den Verlagen, die jeweils eine Ausgabe erhielten.)

YouTube-Nutzer mhabjan hat seine Freizeit geopfert und seinen Lieblingskampf, den größten Kampf überhaupt, animiert. Dürfte einiges an Zeit gekostet haben — acht Monate, um genau zu sein. Am Anfang ist es noch etwas verschwommen, wird aber besser. Und wie auch schon im Comic, gewinnt der Bessere, nämlich Superman!

Was ich besonders schön an diesem kleinen Video finde: Der animierte Superman hat das Gesicht von Christopher Reve, dem Superman. *yeah*

Im HVV gilt nun „Bitte vorne einsteigen“

Seit heute muss man, will man im HVV-Netz einen Bus betreten, immer vorn. beim Busfahrer einsteigen und seine Karte vorzeigen. Was sonst erst ab 21h galt, gilt nun ganztägig. Mit dieser Vorgehensweise will man dem Schwarzfahren entgegentreten. 2010 soll es 3 bis 3,5 Prozent Schwarzfahrer gegeben haben. Wieso man hier keine verlässliche Zahl, sondern eine von-bis-Zahl anbringt, ist ein wenig verwirrend.

Der HVV schaut dem Projekt sehr optimistisch entgegen. Ein Test im Raum Bergedorf und Harburg verlief positiv. Die befürchtete Verzögerung beim Einstieg sei nach HVV-Angaben nicht eingetreten. Nur in seltenen Fällen, wenn viele Leute an der Bushaltestelle warteten, dauerte der Einstieg etwas länger.

Widerstand gegen die „vorn. einsteigen“-Regelung

Soweit also die Sicht des HVVs. Nun die Realität: Jedes Mal, wenn ich einen Bus nach 21h betrete und brav meine Abo-Karte vorzeige, habe ich den Eindruck, ich könnte dem Busfahrer auch ein Stück Toilettenpapier oder einen Kassenbon vor die Nase halten — niemals hat sich einer der Busfahrer für das vorgezeigte Dokument interessiert. Oft schauten die Fahrer nicht einmal auf die Karten, sondern ließen ihren Blick traurig aus der Frontscheibe schweifen.

Das mit dem „nur vorn. Einsteigen“ klappte dann auch nur am Altonaer Bahnhof, wo die Busse losfuhren. Unterwegs stiegen dann Leute auch fröhlich in der Mitte des Busses ein.

Vielleicht ändert sich das am Tage? Nun, am 2.3. stieg ich bereits vorn. in den Bus und zeigte mein Karte vor. Dussel, der ich bin, dachte ich, die Regelung würde ab dem 1. März gelten.

Nun hatte der HVV eine Weile vor der Neuerung Eigen-PR betrieben und stets kurz vor der Endhaltestelle mit einer Durchsage auf das neue Ein- und Ausstieg-Verhalten hingewiesen. An dem besagten 2. März fingen die Leute im Bus an, sich darüber zu mokieren. Ältere Männer lachten, das sei Schwachsinn, das würde den Betrieb nur verzögern. Da stimmte dann auch der Busfahrer (!) mit ein und tönte, dass diese Regelung blödsinnig sei und er da nicht mitmachen würde.

Der HVV müsste also theoretisch Aufpasser und Kontrolleure in jeden Bus stellen, die dann ihre Busfahrer überprüfen. Ob das wohl dann den gewünschten Effekt nicht ad absurdum führe? Der lautet nämlich: Mehr Geld einnehmen! Zwar verbucht der HVV regelmäßig Mehreinnahmen, trotzdem erhöht er ebenso regelmäßig zu jedem Jahresanfang die Preise. Sehen wir im Januar 2013 keine Preiserhöhung? Ich bezweifle das ?

Ausnahmen von der „vorn. einsteigen“-Regelung

Ausgenommen von der Regelung sind die Buslinien 4, 5, und 6. Wie sich der Spaß auf die Metrolinien zur Hauptverkehrszeit, besonders im innerstädtischen Bereich auswirken — muss man abwarten. Das Testgebiet, wo alles so toll lief, war immerhin in Bergedorf und Harburg ?

Zwischen den Runden mit Kettcar

Cover Kettcar - Zwischen den Runden

Bewertung: 3 von 5

Als ich das erste Mal in die neue Scheibe von Kettcar reingehört habe, dachte ich Die hört sich an wie jede andere Scheibe von denen. Nichts neues also. Schade. Tatsächlich habe ich etwas gewartet mit dem Kauf. Wollte ich eine langweilige Scheibe erwerben, die davon zeugt, dass Musikern nichts mehr einfällt? Nein. Ich habe es dennoch gewagt.

Anfangs ist das, was man auf Zwischen den Runden geboten bekommt, wirklich Einerlei. Man muss erst genauer hinhören. Die Texte sind es, die (teilweise) überzeugen oder überraschen können.

Rettung, das erste Lied, ist von der Musik her beschwingt und lustig. Es handelt von einem Mann, der seiner Frau/Freundin von einer Trinktour nach Hause hilft. Diese übergibt sich. Alles eklig, aber wenn man liebt, steht man auch zu seiner Freundin, die Erbrochenes im Haar hat. Naja. Gleich am Anfang geht es darum, noch 800 Meter zurückzulegen. Das hört sich an wie die 200 Meter in Landungsbrücken raus von ihrem Debüt-Album Du und wieviel von deinen Freunden. Also doch nur Abklatsch von Altem?

Es geht fröhlich weiter mit Im Club. Irgendwas übers Leben im Allgemeinen. Kommt mir aber auch verdächtig vertraut vor. Schwebend ist als drittes Lied ein Abtörner. Kein Wort darüber. Ebenfalls sehr ruhig ist Weil ich es niemals so oft sagen werde. Ein schönes Liebeslied.

Ein häufiges Motiv auf Zwischen den Runden sind Tod und Krankheit. Nach Süden ist eines dieser Lieder. Hier geht es nach langem Krankenhausaufenthalt nach Hause. Schöner Satz:

Wie viele Menschen kann ein Mensch umarmen?

Zurück aus Ohlsdorf, dem größtem Parkfriedhof der Welt, ist ebenfalls ein Lied, das vom Tod handelt. Ein alter Freund ist gestorben, man hat sich lange nicht mehr gesehen, aber anscheinend war der Zurückgebliebene ein wichtiger Teil des viel zu früh Verstorbenen. Schon ein wenig Kloß-im-Hals-Stimmung.

Ein Zimmer handelt gleich noch einmal vom Sterben. Die lustigste, sorgloseste Scheibe ist das nicht gerade.

Neben den vielen deprimierenden, drückenden Stücken gibt es auch einige Highlights. Zwar ist Schrilles, buntes Hamburg nicht musikalisch mein Ding, aber die Thematik gefällt mir sehr. Hier wird mit Gentrifizierung abgerechnet, der zugebauten HafenCity. Der angesprochene Malerfürst, der Hamburg verlässt — aber nicht namentlich genannt wird —, könnte Daniel Richter sein. Wenn jemand eine Spitze gegen die Elbdisharmonie austeilt, gibt das natürlich Pluspunkte:

Euer Leuchtturm ist wirklich schön geworden.
Verkauft die Stacheldraht-Aussicht an die trampelnden Horden.

Erkenschwick, ein Städtchen in Westfalen, handelt von einem kleinen Jungen, der mit der Bahn ans Meer will. Ein schönes Lied über Weisheiten.

Wenn du nicht hast, was du liebst, musst du lieben, was du hast.

Unterm Strich ist Zwischen den Runden nicht meine Lieblingsscheibe von Kettcar. Zu viel Schwere in den Texten und zu wenig Neues in der Musik. Vielleicht habe ich aber auch langsam Marcus Wiebuschs monotonen Gesang langsam über.

Hardcore-Kettcar-Fans sind bestimmt begeistert, zeigt der neue Tonträger der Hamburger Band doch, dass das Quintett erwachsen geworden ist. — Argh. Wenn ich das schon lese, wird mir schlecht.

So ist das nun mal. Wir werden alle älter und erleben nicht jeden Tag lustige Dinge.