Schwarze Zukunft

Gestern unterhielt ich mich mit Herrn S., der mir von einem Bericht in der taz erzählte. In dem Bericht wurde ein Werber gefragt, was er von den Plakaten der Hamburger Bürgermeister-Kandidaten hält. Herr von Scheven, der befragte Werber, aber auch andere, mögen die Plakatierung der regierenden CDU gerne. Die Bilder sind ihrer Meinung nach „schön“ und stimmig. Die CDU hat keine Inhalte. Die CDU hat nur eine Galionsfigur namens … na, das muss ich hier nicht noch einmal schreiben.

Die Bilder der CDU sind in Schwarz-Weiß gehalten und „natürlich“ wirkend. *hmm* Also, als ich das erste Mal an einem der kleinen Plakate vorbei kam, es stand an einer Ecke um die ich gerade fuhr, musste ich mich schütteln. Es schauderte mich. Dieses Bubi-Grinsen… Was mir ebenfalls auffiel: für meinen Geschmack sind die Fotos gar nicht schwarz-weiß, sondern eher fastschwarz-weiß, wodurch die Bilder „matschig“ und kontrastarm wirken. Das erinnert mich an meine ersten Versuche in der Dunkelkammer, da kamen auch nur so flaue Bilder bei heraus. — Aber alle finden die Plakate toll.

Dann dieses Großplakat:

Schwarze Zukunft - Wahlplakat der Hamburger CDU

Dieses Motiv fällt auf, weil es sehr wenig helle Bereiche hat. Ich stand tatsächlich kurz vor der Wand und überlegte, was der Spruch „Hamburg geht seinen Weg.“ bedeuten soll? Das kann z.B. heißen, dass Hamburg seinen Weg geht, den Weg des Königs von Hamburg. Was er sagt, das müssen die Hamburger Schafe brav machen. Stichwort: ignorierte Volksentscheide.

Mein erster Gedanke war jedoch, wie der Weg Hamburgs in Verbindung mit diesem Bild ausschaut. Schwarz. Hamburg geht in eine schwarze Zukunft. Mit dem Mann. – Schon wieder muss ich mich schütteln. Die Motive haben also unterm Strich keine Aussage. Dieses eine Motiv sagt mir schon etwas…

Übrigens: Auf der Seite der CDU mit ihren Wahlplakaten, da gibt es eines mit dem Untertitel „Wir machen es uns nicht leicht.“. Hier schaut der Spaß-EB sehr seltsam drein. Ich muss immer daran denken, dass das ausschaut, als würde der Spaß-EB gerade in dem Moment, da das Foto geschossen wurde, einem wichtigen „Geschäft“ nachgehen. Aber das ist nur meine Impression.

Veraltet – hoffe ich zumindest

Okay, das ist jetzt nichts, was die Welt bewegt. Aber vielleicht doch? Vielleicht habe ich da etwas waaahnsinnig wildes aufgedeckt, etwas, das uns in der Wahlkabine am 24. Februar die Socken ausziehen wird? Oder: die Jungs waren einfach zu faul, ihr PDF zu überarbeiten…

Auf der Info-Seite zum 24. Februar findet sich neben einem Kurz-Infoblatt auch eine Informationsbroschüre „in ausführlich“. In dem 1,2 MB großen PDF heißt es, dass wir alle mit dem digitalen Wahlstift wählen! Huch!? 😮

Veralteter Hinweis in einer Wahl-Broschüre

Wie gesagt: Wahrscheinlich nur angewandte Faulheit… Aber wer Stimmzettel falsch druckt, der kann auch heimlich den Wahlstift wieder einführen.

Aus fünf mach sechs

Als sie damals (müsste nachschauen, wann sie es gemacht haben, bin allerdings zu faul dazu) in Hamburg das Abitur von 13 auf zwölf Jahre verkürzten, dachte ich mir schon, dass das eine blöde Idee ist. Damit Hamburg international Anschluss an die anderen Länder habe, wir wettbewerbsfähig blieben, blablabla eine Elite gezüchtet würde jadajadajada… – das waren wohl die Argumente. Was die Schüler davon halten? Die Eltern? Egal. Wie immer unter diesem Senat war das absolut schnurz egal. Man wollte international den Anschluss nicht verlieren, wettbewerbsfähig bleiben blubberdiblubb.

Die Schüler (die Weicheier) jammern über zu viel Schule. Klar, wer den Stoff von 13 Jahren in zwölf aufnehmen muss, der muss auch ranklotzen. Das geht wohl über eine Stundenerhöhung pro Woche. (Wow, bin ich schlecht vorbereitet diesmal. Wie in der Schule…) Die Eltern jammern ebenfalls.

Wer hat da behauptet, es sei Wahlkampf und somit alles nur schlecht? Das Jammern vor der Wahl hat geholfen, Schulbuch-Desaster-Dinges-Dierig hat sich ihr Cape um den Hals geschwungen und ist zum Hochflug aufgestiegen. Ein wahres Meisterstück an Lösung. So pur, so klar, so simpel.

Was haben wir auf der einen Hand? Eine blöde Idee: Abitur in zwölf Jahren. Und verärgerte Eltern, sowie erschöpfte Kinder, die länger in der Schule bleiben müssen (obwohl doch jeder weiß, dass man als Schüler nach der vierten Stunde abschaltet…) und nach der Schule keine Zeit mehr für Privates haben. — Auf der anderen Seite haben wir Kopf-in-den-Sand-Dinges-Dierig, die vorschlägt, die Stundenzahl zu reduzieren. Aaahhh. Halt! Die Stundenzahl in der Woche zu reduzieren und dafür Schule am Sonnabend zu machen. Öh? Das nennt sich Problemverlagerung, nicht Problemlösung.

Bei so manchen Angestellten stelle ich mir die Frage, welche schmutzigen Weihnachtsfeier-Fotos die als Druckmittel in den Schubladen haben mögen. Unter Normalumständen müsste man solche Leute vor die Tür setzen… Oder?

Übrigens finde ich es peinlich, dass sich erst dann öffentlich Gedanken über das Thema gemacht wird, wenn sich ein TV-Moderator darüber negativ auslässt. Das „Gejammere“ der betroffenen Eltern und Schüler wurde, wie bereits erwähnt, nicht so ernst genommen.

Käfer-Brüder

Cover The Exterminators

Bewertung: 4 von 5

Henry James ist ein Ex-Knacki und arbeitet – seiner Mutter zuliebe – in dem Kammerjäger-Betrieb seines Stiefvaters Nils. Sein erster Partner, der ihm etwas über die Kunst des Ungeziefer-Beseitigens erklären soll, ist der ober-prollige AJ.

Die Geschichte spielt im dreckigen, heißen und staubigen L.A., weit abseits von den schönen und teuren Straßen, die man aus dem Film kennt. Während Henry seinen ersten Waschbären auf grausige Weise erledigt, ist der introvertierte Saloth, ein Wissenschaftler „mit Vergangenheit“, der für Nils‘ Firma Bug-Bee-Gone arbeitet, auf etwas seltsames gestoßen: die Kakerlaken in einem ganz bestimmten Gebiet L.A.s sind mutiert. An sich harmlos, aber sobald sie mit dem Insekten-Vertilgungsmittel Draxx in Berührung kommen, wird ein bestimmtes Gen aktiviert. Die Viecher werden organisiert, sehr aggressiv und äußerst reproduktiv.

Draxx ist so ein Zeug. Das blaue Gel wurde von der umstrittenen Firma Ocran, bei der Henrys langjährige, karrieresüchtige Freundin Laura arbeitet, hergestellt. Neben der Tatsache, dass es Kakerlaken-gen. aktiviert, ist es auch noch eine 1A-Droge für Menschen. AJ spritzt sich das Zeugs schon seit einiger Zeit — mit dem ziemlich unangenehmen Nebeneffekt, dass er eines Tages von innen heraus explodiert. Henry ist Zeuge und findet in AJs Sachen eine mysteriöse Schatulle mit einem Skarabäus drauf…

Meinung

Das Zeug muss man erst einmal verdauen. Auf dem Cover steht, dass es Material für Erwachsene sei. Ich ergänze: Die Geschichte ist nur für Erwachsen mit einem starken Magen. Die Charaktere sind gut getroffen, scharf umrissen. Der Autor Simon Oliver hat in seinem Erstlingswerk gute Arbeit geleistet. Wie im Vorwort Josh Olson, der Autor des Drehbuchs zu A History of Violence, schon so treffend schrieb, hat Oliver ein sehr gutes Gefühl für Tempo. Er schwafelt nicht, kommt immer gleich zum Punkt, ohne dabei zu sehr zu kürzen.

Die knackige, wenn auch sehr ungewöhnliche Story wird gezeichnet von Battle Pope-Zeichner Tony Moore, der dem morbiden Spaß stimmungsvolle, düstere und teils echt eklige Bilder gönnte.

The Exterminators ist im Grunde eine Superhelden-Story. Henry James, der Held, der auch mal außerhalb der Geschäftszeiten Leuten hilft und einfach nur Gutes tun will, tritt den Kampf gegen einen Gegner an, der definitiv in der Überzahl ist und nun einen Punkt in der Evolution erreicht hat, in der der Mensch das Ungeziefer sein könnte. Wobei die Frage offen bleibt, ob die kleinen Krabbler von alleine diesen Entwicklungsstand erreicht haben.

Es werden diverse Mysterien aufgebaut, die Lust auf mehr machen. Absolut. Selbst wenn es irgendwie alles eklig ist. Deswegen auch nur 4 von 5 Punkten, da es schlicht an manchen Stellen zu unappetitlich ist. Sonst wären 5 drin gewesen.

Wer sich das erste US-Heft der Serie anschauen möchte, kann sich bei Vertigo das entsprechende PDF laden. Aber: Ist nur für Erwachsene mit stabilem Magen. 😉